Die rote Neonschrift „Hotel Las Vegas“ leuchtete in die Nacht und spiegelte sich zusammen mit anderen bunten Farbklecksen auf dem nassen Asphalt, denn der Regen hatte immer noch nicht aufgehört. Ob nomen wohl omen ist, fragte er sich, als Joe seinen Pick-up direkt vor dem Eingang abstellte. Die Straße war sehr breit, eine vierspurige Ausfallstrasse, aber um diese Zeit kaum befahren. Auffallend viele der geparkten Autos waren ältere Modelle, die ihm zudem im Schein der wenigen Straßenlampen angerostet und verbeult vorkamen. Auch die Gehsteige waren leer, bei diesem Vetter ging niemand freiwillig auf die Straße.
Der Mann an der Rezeption blätterte umständlich in einem dicken Buch und blickte mehrfach über den Rand seiner Brille auf das leere Schlüsselbrett hinter sich, ehe er sagte - Glück gehabt Sir, ein Zimmer ist noch frei. Dann räusperte er sich etwas verlegen und fuhr fort - aber es ist nicht aufgeräumt und das Zimmermädchen ist nicht mehr da. The maid has gone, no service tonight. Wenn der geschätzte Gast es dennoch nähme, gäbe er ihm Rabatt, natürlich nur für die erste Nacht. In seiner bescheuerten Lage hatte er keine Wahl und stimmte sofort zu, erleichtert, dass weiteres, langwieriges Suchen nicht mehr erforderlich war. Das Zimmer lag im ersten Stock und war recht groß. Ein Deckenventilator mit braunen Teakholzflügeln hatte lautlos zu kreisen begonnen, als der Portier die Beleuchtung, eine schwache Glühbirne in einem blumenförmigen Glaskelch, einschaltete. Es ist zumindest ruhig hier, dachte er, als sein Blick durch das einzige Fenster über die hohe, nur ein paar Meter entfernte Backsteinmauer des Nachbarhauses wanderte, an der sich eine Feuerleiter in die Höhe rankte. Der schmale Hinterhof diente als Müllsammelplatz, denn neben einigen Blechtonnen lagen graue Plastiksäcke und Stapel platt gefalteter Pappkartons. Kein schöner Anblick, in der Tat, aber es war Nacht und es regnete.
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