Hotel

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Paul Magallas

Mit diesen Frauen Zeit zu verbringen, hätte was. Blond und dunkelhaarig, sportlich und weiblich wohlgerundet, unbeschwert jugendlich und abenteuerlustig. Da müsste doch was gehen.
Als die Frauen eingecheckt haben und Richtung Aufzug aufbrechen, ist er hellwach. Er steht auf. Nicht zu schnell, nicht zu auffällig. Er schlendert an den Aufzug C, vor dem die beiden stehen. Sie reagieren noch gar nicht. Die Tür geht auf. Sie drücken auf die 19. Etage. Eine wunderbar lange Strecke werden sie haben, gedenkt er doch mit ihnen auszusteigen. Im Aufzug und bei einem so großen Spiegel ist es unvermeidlich, dass man aufeinander aufmerksam wird. Er schaut, sie schauen. Alle drei zeigen keine Verlegenheit. Die Blicke halten stand. Sie verändern sich. Es scheint nicht zu stören, dass man einander zu taxieren beginnt. Er macht das ungeniert. Er hat das Gefühl, die beiden machen unabgesprochen winzige Bewegungen, um sich noch besser zur Geltung bringen. Der knackige Jeans-Po wird präsentiert, eine gut gefüllt Bluse, deren geöffnete Knöpfe jetzt schon Verheißungsvolles zeigen. Münder werden geöffnet und geschlossen, Zungen befeuchten Lippen, Haar wird gekonnt lasziv in Szene gesetzt. Dann das Klingelzeichen. Sie sind in der 19. Etage. Bisher wurde kein Wort gesprochen. Er lässt beiden den Vortritt. Sie gehen ein paar Schritte, mit sichtbarer Lust, ihn mit ihrem Gang weiter anzuheizen. Plötzlich bleibt die Blonde stehen, dreht sich um und lächelt ihn an
„Und jetzt?“
„Na, ich denke eher zu Euch!“
„Und warum sollten wir das tun und einen Fremden mit aufs Zimmer nehmen? Das ist hier schließlich kein Stundenhotel. Du hast gesehen. Man braucht eine Zimmerkarte, um den Aufzug überhaupt in Gang zu setzen.“
„Weil ihr zum Anbeißen ausseht und was im Blick habt, dass ich als Lust auf spontanen Sex deute.“
„Was du nicht sagst“, meldet sich die Dunkle.

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