Das Hotel

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Das Hotel

Das Hotel

Yupag Chinasky

Doch dann geschah ein Wunder. Ein paar Kilometer hinter der Stadt, dort wo die Landstraße nach einer scharfen Linkskurve in den Wald eintaucht, musste er stark abbremsen. Genau in diesem Moment erhellte ein Blitz die dunkle Wand des Waldes vor ihm und er sah etwas für den Bruchteil einer Sekunde, etwas, das ihn in Entzücken versetzte. Am Ende einer kleinen Nebenstraße, die geradeaus führte, stand ein Haus und auf dem Dach des Hauses war ein großes Schild angebracht und auf dem stand das Wort „Hotel“. Er hielt an, stieß ein paar Meter zurück und fuhr hoffnungsvoll in die neue Richtung. Er überquerte einen mit Pfützen übersäten Platz und hielt so nahe wie möglich vor der Eingangstür. Das Haus war nahezu dunkel, nur aus einem abgelegenen Fenster drang etwas Licht und der Zweifel, ob er wohl noch eine Unterkunft finden würde, stellte sich wieder ein. Doch dieser schwache, flackernde Lichtschein und drei parkende Autos machten ihm Mut, sein Auto zu verlassen und unter das schützende Vordach zu rennen.

Die Eingangstür war zum Glück offen. Die Rezeption war durch eine Kerze auf der Theke in ein geheimnisvolles Dämmerlicht gehüllt. Am Ende eines dunklen Flurs drang ein weiterer Lichtschimmer aus einer halb geöffneten Tür und aus der selben Richtung vernahm er halblaute Geräusche: Gesprächsfetzen, Gelächter, Musik. Er nahm seine Brille ab, wischte die Gläser mit einem Taschentuch trocken und trat an die Theke. Das Kerzenlicht reichte gerade aus, um zu erkennen, dass dahinter ein Mann auf einem Stuhl saß. Er hatte die Füße auf einen kleinen Schreibtisch gelegt und schlief. Der neue Gast hüstelte, einmal, zweimal, dann regte sich der Schlafende. Er schreckte hoch, fuhr sich mit den Fingern durch die Haare, um seine Frisur in Form zu bringen und schaute erst dann hoch. Eilfertig stand er auf, ein junger, schlaksiger Mann, das Gesicht voller Pickel, die dunklen Haare mit Gel in Form gehalten.

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