Das enge Zimmer war das viele Geld nicht wert, das man ihm abgeknöpft hatte. Es war lang und schmal und wurde fast zur Gänze durch ein breites Bett ausgefüllt. Auf dem Bett lagen eine dunkelrote Überdecke und ein großes, schwarzbezogenes Kopfkissen. Am Kopfende hing ein überdimensionaler, barocker Spiegel, daneben stand ein Stuhl und an der Wand des Fußendes war ein Waschbecken angebracht. Die Wände waren durch eine grässlich gemusterte, ebenfalls in roten Tönen gehaltene Tapete verunziert. Im Schein der Kerze, die er auf den Boden stellen musste, kam ihm der Raum wie eine Klaustrophobie erzeugende Höhle vor. Nein, fand er nach einigem Nachdenken, es ist hier eher wie im Vorhof zur Hölle. Denn der Raum war nicht nur rot sondern auch warm, viel zu warm für seinen Geschmack und es stank. Es roch so, wie Räume riechen, die tagelang nicht gelüftet wurden und dazu kam noch der penetrante Geruch eines Deodorants oder von einem, dieser unseligen Sprays zur Luftverbesserung. Aber das waren noch nicht alle Ärgernisse. Das Fehlen einer Dusche hatte er schon beim Eintreten, als er das Waschbecken sah, missmutig zur Kenntnis genommen und nun ärgerte er sich, dass er auch kein Bettzeug und kein Handtuch finden konnte. Da war nur diese schwere rote Überdecke, das schwarze Kopfkissen und eine Rolle Küchenpapier auf der Ablage des Waschbeckens. Doch um noch einmal in die Rezeption zu gehen und sich das Fehlende zu besorgen, dazu fehlte ihm die Lust. Er zog sich aus, spritzte sich etwas Wasser ins Gesicht, blies die Kerze aus und schlüpfte unter die Decke. Ein paar Minuten später war er eingeschlafen.
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