"Sie sollten es unbedingt mal lesen, es ist wirklich gut.“ redet sie weiter, als ob sie die Bemerkung über meine Frau nicht gehört hätte, wendet sich dann aber wieder ihrem Buch zu. In dem Moment taucht auch der Hotellangestellte auf und ich kann mein Bier bestellen. Grübelnd, mich über mich selbst ärgernd, sitze ich schweigend da. Endlich kommt mein Bier, und ich brauche erst einmal einen großen Schluck. Kaum habe ich mein Glas in der Hand, dreht sich die Pferdeschwanz-Lady zu mir und hebt ihr Glas. „Zum Wohl.“ lächelt sie mich an.
„Danke.“ antworte ich, bevor wir beide einen Schluck nehmen, „Ich heiße übrigens Wilfried, aber eigentlich nennen mich alle nur Willi.“
„Soso“, grinst sie zurück, „Willi, wie der Freund von Biene Maja.“
Ich muss lachen: „Wenn ich ihre zuckenden Mundwinkel richtig deute, meinen sie wohl eher der pummelige, tollpatschige Freund von Biene Maja, oder?“ Wieder schaut mich die Pferdeschwanz-Lady wie eine strenge Lehrerin über den Rand ihrer Brille von oben bis unten mit einem prüfenden Blick an. „Na ja, pummelig sind sie ja nun wirklich nicht.“ stellt sie fest, „Und den Rest wird man sehen.“
Der zweite Halbsatz ist eher gemurmelt, sodass ich ihn kaum verstehe, doch vor allem lässt er viel Spielraum zur Interpretation.
„Ich heiße übrigens Cäcilie.“ kommt es deutlicher hinterher.
„Ein ungewöhnlicher, schöner Name.“ bemerke ich, und entschließe mich, den glücklichen Umstand als Steilvorlage zu nutzen. „Cecilia, da-di-da-da-da, da-di-da-da-da.“ beginne ich das Lied von Simon and Garfunkel zu summen, was die Lady neben mir zum Lachen bringt. Es ist ein herzliches Lachen. „Entschuldigung, ich konnte es mir einfach nicht verkneifen.“ grinse ich sie an, „Aber vermutlich haben sie das schon tausend Mal von tausend Männern gehört.“ Cäcilie wird erst übergangslos ernst, lächelt mich dann aber so süß an, dass es allein davon schon in meinem Bauch zu kribbeln beginnt: „Nein, eigentlich höre ich das nur sehr selten, und dann nur von ausgesprochen fantasievollen Männern. … Und was macht so ein fantasievoller Mann in dieser Stadt?“ Wow, sie scheint tatsächlich ein wenig mit mir zu flirten. So gebe ich ihr gerne Auskunft.
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