Der Donnerstag rückte heran, und May tat bereits in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch kein Auge zu. Jeb schnarchte neben ihr, und der Mond spielte mit fahlem Licht im Schlafzimmer der beiden. Er zeichnete bizarre Muster an die Decke, die auch von der Jalousie herrührten. Ob Mays Plan aufgehen würde? Sie liebte ihren Jeb doch, und sie wollte ihn zurück erobern. Dafür würde sie alles tun. Ja, auch das.
Am Donnerstag Nachmittag hatte Jeb frei genommen; er bastelte in seiner Werkstatt an einem Bücherregal. Gedankenversunken rieb er mit seinen grossen, aber feinnervigen Händen über die Politur, als leise die Tür aufging und May vor ihm stand. “Goddess in the doorway”, hätte Mick Jagger zu ihrem Anblick gesagt. Sie hatte die paar Stunden genutzt, um sich beim Friseur um die Ecke einen feschen Haarschnitt verpassen zu lassen, und hatte sich danach ausgiebig vor dem Spiegel zurecht gemacht. May erstrahlte in voller Schönheit; sie trug das traditionelle Kleid, in dem sie und Jeb sich in Rarotonga kennen gelernt hatten. Ihr Stufenschnitt liess das ovale, volle Gesicht noch besser zur Geltung kommen; May war zudem perfekt geschminkt. Grosse bunte Ohrringe unterstrichen ihre Schönheit. Sie trug offene Sandaletten, die ihre sorgfältig pedikürten Füsse sehen liessen. May wiegte sich lächelnd in den Hüften. “Barbecue heute Abend im House of Dreams”, sagte sie leichthin, “gehst Du mit?” „Donnerwetter“, entfuhr es Jebs trockener Kehle, „Donnerwetter!“ Er ging auf seine Frau zu und wollte sie in die Arme schliessen. Auch wenn es ihr schwer fiel: Sie wich ihm aus, ihrem geliebten, gut aussehenden Jeb, diesem verdammten Arschloch.
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