Im Aufzug

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Im Aufzug

Im Aufzug

Anita Isiris

Er war aber fasziniert von Claudias nackten, appetitlich gerundeten Oberarmen. Es war Hochsommer, und trotz Klimaanlage trugen die Mitarbeiterinnen so wenig am Leib wie möglich – auch wenn das den Dresscode empfindlich schrammte. Sebastian hatte keine Wahl. Sein Arbeitskittel war von Natur aus langärmlig und verriet von seinem sportgestählten Körper eher wenig. Claudia blickte an ihm vorbei auf die gelbe Liftwand. «Geht sicher nicht so lange», versuchte Sebastian das Eis zu brechen. «Tja…», seufzte seine unfreiwillig Mitgefangene. Danach herrschte wiederum Schweigen; beide hingen ihren Gedanken nach.

Eine Stunde später, es war genau 10:00 Uhr und die Kaffeepause begann, hatte Claudia das Stehen satt und setzte sich zögernd hin. Dabei achtete sie sittsam darauf, dass ihr Rock nicht hochrutschte und legte beide Beine zur Seite.

Sebastian überwand sich, sie nicht anzustarren. Irgendwie gefiel ihm diese Frau, ihre verhaltene Art, ihr üppiger Körper, den er unter Claudias Klamotten erahnte und erhoffte. Beim Verteilen des Gebäcks, Nougatschnitten, Berliner, Brötchen und Linzertortenstücken war sie ihm schon mehrmals aufgefallen. Claudia bedachte ihn manchmal mit einem Blick, der ihm durch und durch ging. Einmal waren sogar die zwei obersten Knöpfe ihrer Bluse offen gewesen – und er hatte einen Blick auf ihren Brustansatz erhascht.

Jetzt trug Claudia einen engen, figurbetonten Rock, der bis knapp übers Knie reichte. Die Farbe war ein schimmerndes Meerblau, und an der Vorderseite befand sich eine Reihe von goldenen Knöpfen, die vom Stoff, den sie zusammenhalten mussten, etwas strapaziert wurden: Claudia hatte wirklich enorme Brüste. Stoff, der sich zwischen einzelnen Knöpfen dehnt, gilt nicht gerade als «l’art de se vêtir», wie der Franzose sagen würde. Aber selbst wenn sich die junge Frau mit einem Kartoffelsack gekleidet hätte, wären den Männern die Worte im Hals stecken geblieben.

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