Ich war als Außenseiterin gebrandmarkt wie meine Eltern, obwohl ich doch zwanzig Jahre später als ihr spätes Glück geboren wurde. Und wenn man erst das Ziel von Spott und Missgunst ist, dann wird man diese Rolle auch schlecht wieder los. Meine scharfe Zunge und auch ein gefürchteter rechter Haken halfen mir, mich so halbwegs zu behaupten. Das Gymnasium in Zwiesel war dann echt eine Befreiung und das Studium in Regensburg eine Erlösung. Schnell gab ich meine beiden Muttersprachen auf, die meiner Eltern und die des Kaffs voller böser Menschen, und sprach nur noch nach der Schrift. Niemand sollte mich zuordnen und jeder verstehen können, denn seit jeher wiederhole ich mich ungern.“
Peter nickte und hatte in diesen wenigen Sätzen mehr über sie erfahren als in den vielen Jahren zuvor im Pausensmalltalk. „Also auf den Hausverkauf!“ prostete er ihr zu.
„Nein! Nein!“, lachte sie. „Die Geschichte ist ja noch nicht zu Ende! Unerwartet hat mir mein Vermieter meine traumhaft schöne Wohnung in der Innenstadt zum Kauf angeboten, was ich mir immer gewünscht hatte! Und ich kann sie mir jetzt auch leisten, also, drauflegen muss ich schon noch etwas. Aber ich bin überglücklich! Heute war der Notartermin! Und ich freue mich besonders, mit dir darauf anzustoßen“, strahlte sie ihn an, ließ das Sektglas an seinem Klingen und leerte es genüsslich, aber in einem einzigen langen Zug.
„So etwas ist aber wirklich ein Glücksfall! Fast wie ein Gewinn im Lotto!“, antwortete Peter und freute sich mit ihr. Bettina hielt ihr leeres Glas nur in die Luft und der grinsende Wirt schenkte ihr aus dem Eiskübel nach, noch bevor Peter dazu kam. „Guillaume kennt meine Wünsche, wenn ich in Feierlaune bin! Und diesen hervorragenden Gaillac habe ich ihm vermittelt, und ja, ihn ein wenig gedrängt, den ins Angebot zu übernehmen, ebenso wie diesen köstlichen Fenelon!“
Im Bistro mit Bettina
Geschichten vom Anfang der Träume
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Im Bistro mit Bettina
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