Im Café

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Im Café

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T. D. Rosari

Beleidigungen, die ihre Enttäuschung und Hilflosigkeit deutlich machten und nicht im Geringsten die Macht hatten, Bridget zu berühren.
Aber es gab auch die interessanten Exemplare der Gattung Mann. Groß, wenn möglich dunkelhaarig, muskulös, elegant, selbstbewusst und mit ihrer Sexualität im Reinen. Jene, die nicht gleich den Schwanz einzogen. Jene, die ihr sexuelles Interesse mit Humor und Witz vortrugen und denen frau anmerkte, dass sie nicht den geringsten Zweifel daran hatten, dass sie der Damenwelt etwas zu bieten hatten. Es handelte sich um jene standhaften und ausdauernden Männer, die gut und kräftig ausgestattet waren und wussten, wie die Frauen zu nehmen waren. Auf die hatte es Bridget abgesehen.
„Darf ich die Dame auf einen Champagner einladen, der ihnen gerecht wird?“, fragte der Mann, der in ihrem Alter war und unvermittelt an ihrem Tisch aufgetaucht war. Bridget musterte ihn. Ihr gefiel, was sie sah.
„Aber natürlich! Sehr gerne.“, meinte sie mit einem Ton der Gelassenheit und schickte ein arrogantes „Wenn sie meinen?“ hinterher. Der Mann, er war groß und sportlich, lächelte nur. Er nickte ihr kaum wahrnehmbar zu und setzte sich dann an einen benachbarten freien Tisch. Sofort rief er nach dem Kellner und deponierte bei diesem seine Order. Wieder lächelte er Bridget zu, dann griff er zu einer Tageszeitung und begann zu lesen.
Kurze Zeit später kam der Kellner an Bridgets Tisch. Wortlos nahm der die leere Kaffeetasse und das nur halb geleerte Sektglas vom Tisch und kredenzte stattdessen in einer mit Eiswürfel gefüllten Sektschale eine Flasche Champagner.
„Dom Pérignon Vintage 2006“, säuselte der Kellner, öffnete die Flasche und stellte Bridget ein volles Glas Champagner vor die Nase. Bridget war beeindruckt, obwohl sie es sich eigentlich verbat, von irgendetwas oder irgendjemandem beeindruckt zu sein. Einfach so auf eine 400 Euro-Flasche Champagner eingeladen zu werden, das schmeichelte ihr.

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