Im Freibad

58 14-22 Minuten 1 Kommentar
Im Freibad

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Alina Soleil

Soll ich dir auf dem Rückweg ein Eis mitbringen?“
„Äh, ja“, krächze ich mit rauer Stimme. „Ein Eis. Ja, das wäre gut. Ich brauch‘ jetzt dringend ne Abkühlung. Ein Wassereis bitte, ganz egal was. Hauptsache kalt.“
Eva lacht mit ihrer hellen, fröhlichen Stimme, die ich so sehr liebe, gibt mir einen Klaps auf den Hintern und ist einen Moment später auf dem Weg zu den Klos.
Nach einer Weile kommt sie mit zwei Kaktus-Eis zurück, drückt mir eins davon in die Hand, setzt sich neben mich und schiebt sich ihres ziemlich provokativ in den Mund.
„Wie geht’s dem kleinen Lutz?“ fragt sich mich schelmisch. So nennt sie ihn manchmal. Kleiner Lutz, natürlich benannt nach mir, dem großen Lutz, seinem besten Kumpel.
„Du weißt doch, dass ich es nicht mag, wenn du ihn so nennst“, antworte ich etwas mürrisch. „Aber danke der Nachfrage. Inzwischen hat er sich wieder beruhigt. Wobei, ich glaube, er braucht heute auch noch ein wenig Zuwendung.“
„Da hätte ich ne Idee“, gibt sie zurück.
„Und die wäre?“, frage ich und beiße in mein Schleckeis. Aua! Die Kälte schmerzt an meinen Schneidezähnen.
„Verrate ich noch nicht. Erst musst du nochmal was für mich machen.“
„Und das wäre was?“
„Ein Finger. Ich hätte gerne einen Finger.“
Mir ist absolut klar, was sie damit meint.
„Aber doch wohl nicht hier. Wir sind nicht allein.“
„Doch. Genau hier.“
„No way!“ gebe ich zurück.
„Dann wird das auch nichts mit dem kleinen Lutz heute.“
„Hey, was soll das? Willst du mich erpressen?“
„Und was wäre, wenn?“ Sie schaut mich herausfordernd an. „Ich meine, was wäre, wenn ich das so deichsle, dass niemand etwas von der Fingerübung mitkriegt?“
Ich schlecke weiter an meinem Eis. Eva ist schon ein Biest. Sie weiß genau, dass ich nicht lange widerstehen werde und mich am Ende auf jede ihrer Eskapaden einlasse. Trotzdem – so einfach will ich es ihr nicht machen.
„Ich weiß nicht, ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist. Also jedenfalls nicht hier.

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Lesende Ovation

schreibt rockroehre

Im großen Gewusel dieses Portals ganz sicher ein Polarstern. Die Geschichte ist nicht nur clever aufgebaut, sondern auch noch grandios ausgeführt. Es gibt anregende Dialoge, keine zehnseitenlange Wälzungen von Pseudoproblemen, keine ewigen Adjektivwiederholungen, keine Katalogbeschreibungen von Hotels und Markenbekleidung, kein Dschungel von abstoßenden Clichés und — das ist sogar das beste: nichts, was rein den kontemporären Porno bedienen will. Eine brilliante Geschichte. Vielen, vielen Dank dafür!

Gedichte auf den Leib geschrieben