Im Freibad

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Im Freibad

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Alina Soleil

„Weißt du, woran ich gerade denke?“ fragt Eva und verschränkt auf dem Rücken liegend die Arme hinter ihrem Kopf.
„Hm?“ brumme ich und lege den Roman zur Seite, den ich gerade lese.
„An die Wette mit der Autowaschanlage. Du erinnerst dich? Dass ich dir schneller einen blasen kann, als wir mit dem Auto durch die Waschstraße fahren können.“
Das sagt sie einfach so, aus dem Nichts heraus. Typisch Eva. Klar erinnere ich mich an die Nummer in der Waschstraße – wie könnte ich das auch vergessen haben? Das war mega geil. Ich habe an anderer Stelle ausführlich davon berichtet. Und natürlich war das eine Idee von Eva. Ich bin in dieser Hinsicht – wie soll ich sagen – eher konventionell? Nein, das trifft es nicht ganz. Sicher bin ich nicht prüde, oder langweilig. Glaube ich zumindest. Ich bin vielleicht nur nicht so ideenreich, so spontan und so verrucht wie Eva. Aber ich lerne jeden Tag dazu und mach auch (fast) alles mit. Und ganz ehrlich: ich bin überglücklich, dass meine Liebste so ist, wie sie ist. Sie ist ein Engel. Und ein Teufel zugleich.
„Wie kommst du denn jetzt darauf?“ frage ich.
„Weiß nicht, bin grad so in Stimmung. Sonne macht mich immer wuschig.“
Sie setzt sich auf und schaut mich frech an.
„Ich hätt‘ jetzt so richtig Lust auf dich.“
Evas Temperament ist unbeschreiblich. Ich bin schon so viele Jahre mit ihr zusammen, aber das Feuer zwischen uns brennt immer noch fast wie am ersten Tag. Und das liegt zum großen Teil an ihr. Und wie immer, wenn Eva mich mit ihrer Lust überfällt, zündet meine Libido auch umgehend.
Aber noch bevor ich irgendetwas antworten kann, springt sie auf und zieht mich zu ihr hoch. „Los, komm, ich brauch‘ ein wenig Abkühlung!“ Und schon rennt sie lachend in Richtung der großen Schwimmbecken. Ich beeile mich, ihr zu folgen. Sie flitzt unter den Duschen durch, bleibt dann aber abrupt stehen und drückt auf den Kopf – genau in dem Moment, als ich unter der Brause ankomme.

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Lesende Ovation

schreibt rockroehre

Im großen Gewusel dieses Portals ganz sicher ein Polarstern. Die Geschichte ist nicht nur clever aufgebaut, sondern auch noch grandios ausgeführt. Es gibt anregende Dialoge, keine zehnseitenlange Wälzungen von Pseudoproblemen, keine ewigen Adjektivwiederholungen, keine Katalogbeschreibungen von Hotels und Markenbekleidung, kein Dschungel von abstoßenden Clichés und — das ist sogar das beste: nichts, was rein den kontemporären Porno bedienen will. Eine brilliante Geschichte. Vielen, vielen Dank dafür!

Gedichte auf den Leib geschrieben