Am Abend findet ein Open-air-Konzert statt, besser gesagt eine Folkloreshow, auf dem großen Platz vor der Kasbah. Tausende sind gekommen. Vor den Absperrgittern herrscht drangvolle Enge. An Massenpanik, Ohnmachtsanfälle, fehlende Notausgänge durfte man nicht denken. Die Leute drängeln, manche klettern über die Gitter, um näher an der Bühne zu sein, näher an ihren Idolen. Der Platz vor der Bühne wird rasch voll. Nach und nach füllt sich auch die große Tribüne im Hintergrund. Bald gibt es kaum noch ein Durchkommen. Die Stimmung heizt sich langsam auf. Die Leute warten auf den Beginn der Show und werden zunehmend ungeduldig. Sie rufen und schreien, klatschen und trampelen. Doch noch tut sich nichts, weil immer noch mehr Zuschauer kommen. Die leere Bühne wird von farbigen Scheinwerfern angestrahlt. Spotlights wandern über die wartende, unruhige Menge.
Er ist früh gekommen und steht inmitten der Leuten, nicht weit weg vom Ort des Geschehens. Wegen seiner Größe überragt er die meisten und hat freie Sicht in alle Richtungen. Wenn er sich umdreht, sieht er die Menschen auf der Tribüne, eine dumpfe, sich Masse, die sich in der Dunkelheit der bereits eingebrochenen Nacht sanft bewegt. Nur die Menschen in der obersten Reihe heben sich deutlich gegen den tiefblauen Samthimmel ab. Dann betritt ein Mann im weißen Anzug die Bühne, offensichtlich der Showmaster oder der Moderator. Er hält eine kurze Ansprache, vermutlich die Ankündigung dessen, was nun geboten wird. Die Menge unterbricht ihn mehrfach mit Gejohle und Geklatsche. Dann endlich beginnt die Show. Eine Folkloregruppe nach der anderen tritt auf, führt rhythmische Tänze vor, begleitet von dumpfen Trommeln, hellen Flöten und schrillen Gesängen. Er kann die Feinheiten der Darbietungen nicht unterscheiden, alles klingt fremd, alles was er sieht und hört kommt ihm sehr ähnlich vor. Er bleibt ziemlich unberührt von den Auftritten, anders als die Tausende um ihn herum, die laut und begeistert rufen und klatschen.
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