Nun ist er vollends verwirrt und schaut sich unbehaglich um. Doch niemand der Umstehenden merkt etwas. Alle toben, alle kreischen, alle sind nur noch auf das fixiert, was auf der Bühne ab geht. Die bekannteste Band hat ihren Auftritt, der absolute Höhepunkt der Show ist erreichte, ein orgiastischer Klimax. Die Akteure geben ihr Bestes, die tobende Menge ebenso. Es ist eine Massenorgie, eine Massenhypnose, eine Massenbewegung. Alles wiegt sich, tanzt, klatscht, alles ist nur noch ein Gewoge, eine Gesinge, eine Seligkeit., ein brandendes Meer mit zwei ruhenden Polen. Er und das Mädchen. Sie hat seine Hand losgelassen und der Druck ihres kleinen Körpers an seinen Leib hat sich ein wenig verringert. Sie steht nun ganz ruhig da, hat ihre Tanzbewegungen eingestellt. Sie konzentriert sich auf etwas anderes. Ihre Hand erfasst sein T-Shirt, zieht es aus der Hose, streichelt erst seinen Bauch, zwängt sich dann am Gürtel vorbei in die Unterhose und gleitet hinab, immer tiefer bis sie „his most private parts“ erreicht und sein schwellendes Fleisch für einen kurzen Moment, wirklich nur für ein paar Sekunden, umfasst und es sanft und fordernd und rhythmisch drückt. Schon hat sie die Hand wieder herausgezogen, schon löst sie sich von ihm, noch ehe er auf die Idee kommt, sie selbst noch einmal anzufassen und ohne die Hilfe ihrer Hand, Taille, Hintern oder gar den Busen noch einmal zu berühren. Alles ist vorbei und ungeschehen, nur sein beschleunigter Atem, sein Keuchen ist noch da. Das Ganze hat vielleicht zwei, drei Minuten gedauert, höchstens fünft, die intime Berührung nur wenige Sekunden. Niemand hat etwas bemerkt, alles was zwischen den beiden geschah, blieb der tobenden Menge verborgen. Ein letzter Händedruck, dann wendet sie ihm zum Abschied sogar das Gesicht kurz zu, ein schelmischer Blick, ein wissendes Lächeln, dann taucht sie ein in die Menge und bleibt verschwunden. Obwohl er intensiv nach ihr Ausschau hält, sieht er sie nicht wieder. Das Ende der Show ist gekommen, der Höhepunkt überschritten, die Leute sind nicht mehr zu halten. Sie stürmen auf die Bühne und fordern Zugaben, die in dem allgemeinen Chaos aber nicht mehr möglich sind. Sie skandieren Parolen, die er nicht versteht, genau so wenig wie das, was er gerade erlebt hat.
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