Im Hamsterrad

Graues Schamhaar

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Im Hamsterrad

Im Hamsterrad

Jo Diarist

Vor den Ereignissen von "Die Bank am Wanderweg".

Die Möglichkeit mit jemand zu reden, der Verständnis zeigt und vielleicht auch Rat weiß.
„Ja und Nein. Tief im Inneren wünscht sie sich immer noch ein Kind, aber sie hat eine Erfahrung gemacht, wegen der sie diesem Verlangen abgeschworen hat.“
„Aber es nagt an ihr, stimmt’s? Ich sehe doch wie sehnsuchtsvoll sie Tinas Kinder anblickt.“
Jara schüttelt schmunzelnd den Kopf.
„Entgeht dir denn nichts? Aber du hast durchaus recht! Um das jedoch zu verstehen, muss ich etwas weiter ausholen.“
Fragend sieht sie Karl an, der eine auffordernde Geste macht, woraufhin sie von den Ereignissen des letzten Jahres erzählt.

„ … und so hat sie sich geschworen, keine weiteren Versuche dieser Art zu machen. Sie weigert sich aber auch durch künstliche Befruchtung schwanger zu werden, weil sie bei einer anonymen Samenspende nicht auf den Charakter des Spenders schließen kann. Ihrer Meinung nach geht das zum Teil auf das Kind über. Sie dreht sich also im Kreis und lässt sich auch durch nichts von ihrer Meinung abbringen. Da kommt ihre Sturheit voll zum Tragen“, schließt Jara ihren Bericht.
„Huii, ganz schön verfahren, die Situation. Was mich aber erstaunt, ist deine Haltung jetzt. Warst du nicht immer strikt gegen ein Kind?“
„War ich, aber Hellens Glück ist mir wichtiger und sie hat mir glaubhaft gemacht, dass es auch meins sein könnte. Inzwischen trage ich mich mit dem Gedanken selbst Mutter zu werden, aber Hellens Kriterien würden auch in diesem Fall gelten. Also bin ich wochenlang zu verschieden Zeiten zu der Wanderbank gegangen, wo Hellen den Mann getroffen hat. Viele hab ich dort gesehen, aber ihn nie.“
Jara holt tief Luft und sucht den Blickkontakt, wobei sie ihre Hand auf die von Karl legt.
„Es gäbe da noch jemanden, den ich in Erwägung ziehe, aber ich befürchte …“
Jara lässt den Satz unvollendet, weil sie schon beim Sprechen weiß, was kommt.
Sacht zieht Karl seine auf der Umzäunung ruhende Hand unter der von Jara hervor.
„Das wäre keine gute Idee“, bestätigt er Jaras Gedanken und sieht zu seiner Tochter und den Enkelkindern. „Es gibt Menschen, die sich ihrem Kind gegenüber dann in der Verantwortung sehen würden. Sich dann unbeteiligt zu verhalten wäre schwierig.“
Jara nickt, weil sie ähnliches geahnt hat. Verübeln tut sie es Karl nicht, aber sie geht jetzt fest davon aus, dass ihre Partnerschaft mit Hellen immer kinderlos bleiben wird.

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