Im Rausch

Ob das gut geht? – Teil 9

30 6-10 Minuten 0 Kommentare
Im Rausch

Im Rausch

Jo Diarist

Keuchen, leises Stöhnen. Heben vom Po, damit meine Finger besser eindringen können. Küsse mit einer wild agierenden Zunge. Hände, die zögerlich meinen Körper berühren. Ein fragender Blick, so als dürfe sie ohne Erlaubnis nicht aktiv werden und dann um so sinnlicheres Streicheln.

Haben wir eine Station übersprungen, oder im Taumel unseres Rausches ausgeblendet? Die Ansage unseres Haltes lässt uns jedenfalls hektisch die Kleidung richten und zur Tür streben.
Zwei Männer und die Frau von der vorletzten Station steigen aus dem hinteren Abteil mit aus.
Ist es ein missbilligender Blick der Frau und ein schiefes Grinsen der Männer was ich da kurz sehen kann, oder bilde ich mir das nur ein? Egal, ich kenne keinen von ihnen und Lisa nimmt mich bei der Hand.
„Komm, ich weiß, wo wir ungestört sind.“

Schweigend legen wir den fünfzehnminütigen Fußmarsch zurück. Jeder hängt seinen Gedanken nach. Was in Lisa vorgeht, weiß ich nicht, aber in mir tobt ein Kampf.
Verstand gegen Lust und Rausch.
Die Vernunft will, dass ich nicht weiter mitgehe. Die warme Frauenhand, die mich führt, gibt der Adrenalin- und Endorphinausschüttung aber so viel Auftrieb, dass ich wie in einem Taumel folge.
Was geschieht hier eigentlich mit mir? Was hat das ausgelöst? Ist es das Ergebnis der vielen Zuwendung, die ich durch Lisa in den letzten Monaten erhalten habe? Oder ist es eine Nachwirkung aus dem Rausch der Zugfahrt?
Die Verletzungen meiner Seele, die mir Lisa zugefügt hat seit wir uns näher kennen, sind bei all den Überlegungen gegenstandslos. Ich bin der Macht der Hormone verfallen. Will die Zeit mit dieser Frau einfach nur noch mit allen Sinnen empfinden. Was danach kommt, ist für den Moment egal. Nur das Jetzt und der Rausch des Augenblicks zählen.

Wir betreten eine Gartenanlage, die gleich neben den Neubaublöcken beginnt, wo Lisa wohnt. Nur noch wenige Schritte sind es, bis wir durch eine unverschlossene Zauntür treten und bei einem massiven Gartenhäuschen anlangen. Lisa lässt mich bei der Tür zurück und verschwindet hinter der nächsten Ecke. Als sie zurückkommt, hat sie einen Schlüssel in der Hand und öffnet die Tür.
Wir betreten den größeren Raum des unterteilten Gartendomizils. Der kleinere Teil ist durch eine geschlossene Falttüre nicht einsehbar. Der größere Raum wird durch die gegenüber dem Fenster am Zufahrtsweg stehende Straßenlampe schwach erleuchtet.
Ein Tisch, eine Bank beim Fenster. Ein paar Gartenstühle und eine Doppelbettcouch, die abgedeckt von alten Bettlaken dem Tisch gegenüber an der Wand steht.
Lisa zieht die Laken von der Couch und den Bettteil aus.
„Mach da weiter, wo du im Zug aufgehört hast“, haucht sie und schiebt mich zur Couch.

Klicke auf das Herz, wenn
Dir die Geschichte gefällt
Zugriffe gesamt: 1998

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.

Gedichte auf den Leib geschrieben