Im Schlosspark

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Im Schlosspark

Im Schlosspark

Alina Soleil

„Ich weiß“, falle ich ihr ins Wort, „aber das wäre keine gute Idee. Die beiden müssen ja auch hier durch. Oder glaubst du, die verbringen dort noch die Nacht zusammen? Außerdem habe ich das Gefühl, dass es gleich richtig rund gehen wird. Also wettertechnisch gesehen.“
Tatsächlich ist es wieder richtig schwül geworden. Und dunkel. Und wie zur Bestätigung meiner Worte, fängt es über uns an zu grummeln, bedrohlich laut und erschreckend nah. So schnell es geht krabbeln wir durch die Büsche, zurück auf den Weg, der hoch zum Pavillon führt. Eine heftige Bö wirbelt Blätter und Staub auf, der Wind rauscht in den Bäumen. Und dann fallen die ersten Tropfen. dick und schwer. Sie schlagen kreisrunde Krater in den staubigen, ausgetrockneten Boden. Sofort liegt dieser typische Geruch in der Luft, den nur ein Sommerregen hervorrufen kann: Petrichor. Ich habe mal gelesen, dass das eigentlich von Dreck und Bakterien in der Erde kommt. Ziemlich unromantisch, wenn man’s so sieht. Aber egal, ich liebe diesen Duft! Denn sofort schießen mir sinnliche Erinnerungen durch den Kopf, vom Camping in Südfrankreich oder unserem ersten gemeinsamen Urlaub am Bodensee. Was meine Libido leider nur noch mehr anheizt.
Der Regen wird schnell stärker. Hand in Hand rennen wir hoch zu dem Steinpavillon, während die ersten Blitze über uns hinwegzucken. Der Donner folgt ohne Verzögerung, laut wie ein Kanonenschlag, das Unwetter muss also direkt über uns sein.
„Los, beeil dich“, höre ich mich noch rufen, da rollt auch schon der nächste Donner über uns hinweg und übertönt meine Worte. So schnell wir können laufen wir den Hang hinauf. Nur noch hundert Meter! Es schüttet jetzt wie bei einem Monsun, unsere Kleider sind komplett durchnässt, kleben an unseren Körpern, als wären ins Wasser gefallen.

Endlich erreichen wir den Pavillon, völlig außer Atem.

Hier sind wir in Sicherheit. Die Luft dampft, draußen regnet es wie aus Kübeln, man kann keine zehn Meter weit schauen. Immer wieder zucken donnernde Blitze über den Himmel. Außer uns ist niemand da.

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wow

schreibt Amorelio

Kompliment, wunderschön geschrieben! Habe es von der ersten bis zur letzten Sekunde genossen.

Gedichte auf den Leib geschrieben