Im Schlosspark

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Im Schlosspark

Im Schlosspark

Alina Soleil

Es ist Ende August und seit Wochen hat es nicht geregnet. Eine trockene, subtropische Hitze liegt über der Stadt. Eva und ich sitzen eisschleckend auf einer Parkbank im Schatten einer riesigen Robinie. Die fedrigen Blätter des alten Baums rascheln leise in dem kaum spürbaren Luftzug, der von den Weinbergen runter in Richtung Altstadt weht.

Das kommt von der Thermik, geht es mir durch den Kopf. Die Stadt heizt sich stärker auf als die umliegenden Grünflächen, und so entsteht dieser angenehme Sog frischer Luft. Zusammen mit der Verdunstungskälte der alten Bäume wirkt das wie eine natürliche Klimaanlage. Kein Wunder, dass es die Leute jetzt hierherzieht, zu den Parkbänken am Rand des Bannwalds hinter der Festwiese, wo im Frühsommer die Zelte der Mittelalterfans und im Hebst die Kerwestände aufgebaut werden.

Der dicke Toni, der mit seinem Eisauto strategisch klug jeden Mittag hier vorbeikommt, macht den Umsatz seines Lebens. Ihm gehört die beste Pizzeria der Stadt und eine mehrfach preisgekrönte Eisdiele direkt neben dem Schloss. Und eben der bunt angemalte VW Bulli aus den sechziger Jahren, mit dem er überall in der Gegend nicht nur seine verrückten Eissorten, sondern auch italienisches Dolce Vita unter die Leute bringt. Wir standen bestimmt zehn Minuten oder länger in der Schlange, bevor wir endlich an der Reihe waren, und für je zwei Kugeln Eis in der Waffel unverschämte 6 Euro berappen durften.

„Willste mal bei mir schlecken?“ fragt Eva und hält mir ihre Eistüte vor die Nase. „Echt lecker.“
„Was hattest du nochmal?“
„Gurke-Gin-Tonic. Und Himbeere mit Salzlakritz.“
„Nee, lass mal, Lakritze ist nicht so mein Ding. Ich bleibe lieber bei Vanille.“

Wie beim Sex, kommt es mir in den Sinn. Da bin ich auch eher der Vanilla-Typ. Zumindest im Vergleich zu Eva. Ständig hat sie versaute Sachen im Kopf. Und immer wieder holt sie mich damit weit aus meiner Komfortzone. Sehr weit sogar. Wie kürzlich im Freibad. Das war der Hammer! Oder wenn ich an die Nummer im Hostel denke, als sie mir praktisch im Beisein all der anderen Touries ...

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