Im Staub

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Im Staub

Im Staub

Herzog

Nackt auf der Pritsche: Er. - Der Raum: Ein finsteres Verlies, kaum größer als seine Schlafecke zu Hause. - Seine Gefühle: Ein Mischmasch aus Opferbereitschaft, Furcht und Entschlossenheit.
Er war diesen Schritt gegangen, den er sich zu oft und zu lebhaft vorgestellt hatte, als dass er jetzt noch zurück gekonnt hätte. Wie viele Jahre hatte er davon geträumt! Und nun war es geschehen: Er hatte das nötige Geld genommen, war die wenigen Stufen hinaufgestiegen zu der Tür mit dem blutroten Herzen neben dem Klingelknopf. Eine Göttin in einem engen schwarzen Lederkleid hatte ihn eingelassen, ihm befohlen, sich auszuziehen. Lange hatte sie ihn nachdenklich betrachtet, als er, unfähig, ihre Fragen zu beantworten, zitternd vor innerer Erregung und doch um Haltung bemüht vor ihr stand...
Nein, er wusste nicht zu sagen, was er sich vorgestellt hatte. Für ihn war dies kein Spiel nach Regeln, die er beeinflussen konnte. Er war nicht in der Lage, ein "Programm" zu "bestellen", so wie er sich in den Videokabinen seinen Porno auszusuchen pflegte. - Als er immer noch schwieg, hatte sie ihn schließlich am Arm gegriffen und die Treppe hinab in den Keller geführt. Eine schwere Eisentür schloss sich hinter ihm, und er hätte weinen mögen aus einer ihm selber unbegreiflichen, tiefempfundenen Dankbarkeit. Kein Geräusch der Außenwelt drang zu ihm herab.
Er hatte jedes Zeitgefühl verloren und war von demütiger Unterwürfigkeit erfüllt, als das Licht anging. Die Tür seines Kellers öffnete sich, und seine schwarz gewandete Göttin der Unterwelt befahl ihm, sich zu erheben. Sie trug jetzt eine enge, knappgeschnittene Lederkorsage. Die schmalgeschnittenen, hochhackigen Schuhe und die eleganten Netzstrümpfe, die an üppig mit Silbernieten verzierten Haltern befestigt waren, erfüllten ihn mit Bewunderung. In dem kupferroten, streng nach hinten gebändigten Haar trug sie einen silbernen Kamm und um die Hüften einen schweren, kettenförmigen, ebenfalls versilberten Gürtel. Sie hielt ein weiches Tuch aus schwarzem Leder in der Hand, dazu ein Halsband, eine kurze Führungsleine, ein paar zierliche Handfesseln und außerdem eine schlanke, kurzfaserige Lederpeitsche mit einem kunsthandwerklich gestalteten Griff.

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