Ich lehne mich zurück, spüre die Kälte des Metalls in den Schultern und werde ebenfalls direkter, so wie er. „Und du? Glaubst du wirklich, dass ich nur störe? Oder bist du insgeheim froh, dass dir mal jemand kontra gibt?“
Sein Blick bleibt an mir hängen, tastend, prüfend, als wollte er jede Nuance meines Gesichts ablesen. „Manchmal“, sagt er leiser, „ist Streit einfach… ehrlich. Du bist nicht wie die anderen. Bei dir weiß ich wenigstens, woran ich bin.“
Die Worte verhallen zwischen uns wie ein Gong. Mein Herzschlag ändert den Rhythmus – nicht Wut, sondern eine andere Unruhe. Sein Blick hält meinen zu lange fest, warm und fordernd zugleich. Die Welt da draußen schrumpft; hier drinnen gibt es nur noch den Stillstand, das fahle Licht und uns.
Unbeabsichtigt stoße ich mit dem Ellenbogen gegen seine Seite. „Sorry“, flüstere ich – doch mein Blick löst sich nicht von ihm.
„Schon gut“, sagt er, die Stimme jetzt tiefer, weicher. Unsere Hände liegen fast nebeneinander; dazwischen nur dieser winzige Spalt, der sich anfühlt wie ein Versprechen.
Stille. Unser Atem wird lauter, als hätte der Aufzug alle anderen Geräusche verschluckt. Die Wut vom Morgen ist umgeschmolzen in etwas anderes – eine Hitze, die unter der Haut prickelt. Ich lächle schmal. „Du siehst harmloser aus, wenn du nicht brüllst.“
Seine Mundwinkel heben sich. „Und du gefährlicher, wenn du so ruhig bist.“ Die Blicke verhaken sich wieder – jetzt ist da mehr als immer schon war, ein unausgesprochenes „Was wäre, wenn?“.
Seine Perfektion bekommt Risse, meine Vorsicht auch. Ich spüre die Frage im Raum: Wie nah darf man sich kommen, wenn keiner zusieht?
Die Luft hat eine andere Ladung – nicht mehr Chef-Assistentin, sondern zwei, die prüfen, ob ein Schritt zu weit auch genau richtig sein könnte.
„Weißt du“, sagt er und bricht die Stille, „ich habe noch nie so wenig Platz mit jemandem geteilt und dabei… so wenig Kontrolle gehabt.“ Sein schiefes Lächeln wirkt, als wünschte er sich, er könne die Worte zurückholen.
Hitze steigt mir in den Nacken. Nicht Peinlichkeit, sondern Erkenntnis: Es geht mir genauso. „Manchmal frage ich mich, ob du überhaupt weißt, wie sehr du Menschen berühren kannst – wenn du es zulässt.“
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