Im Stillstand

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Im Stillstand

Im Stillstand

Chloé d'Aubigné

Meine Finger tasten nach seinem Hemdknopf, zögern keine Sekunde. Er erwidert jede Berührung doppelt, als hätte all der Streit, all die Reibung der vergangenen Wochen nur auf diese Explosion gewartet. Ich spüre seine Hitze, rieche den Stress auf seiner Haut. Es ist roh, ungeplant, unvollkommen – aber genau das macht es so wahnsinnig echt.

Die Aufzugwand drückt kalt an meinen Rücken. Ich lache leise, weil alles so absurd und richtig zugleich ist. Weil es so geil ist. Weil es alles ist, was ich je wollte, obwohl ich dies bis vor wenigen Minuten gar nicht gewusst hatte.

Er hält kurz inne, unsere Blicke treffen sich nah, so nah, dass wir beide wissen: Das hier hat nichts mehr mit Chef und Assistentin zu tun. Hier sind wir nur noch Mann und Frau, zwei Körper, die für einen Moment alles vergessen wollen.

Seine Hand umschließt meinen Nacken, zieht mich näher zu ihm, ich presse mich gegen ihn, unsere Münder, unsere Finger, überall diese Eile, als könnten wir all die Zeit aufholen, die wir in stummen Feindseligkeiten verloren haben. Als wäre aus Hass längst ein anderes Feuer geworden.

Wir stöhnen auf, als all die zurückgehaltene Spannung sich endlich entlädt. Jede Berührung ist drängend, gierig. Es ist, als hätten wir beide unbewusst auf genau diesen Moment gewartet. Und diese Spannung entlädt sich nun.
Die Welt draußen – Regeln, Erwartungen, Rollenbilder – bleibt hinter diesem dicken Stahl verschlossen wie ein vergessenes Aktenfach.

Er zieht mich dichter an sich. Seine Hände liegen an meinen Hüften, dann gleiten sie langsam tiefer, zeichnen meinen Körper nach, als wollte er sich jede Linie einprägen. Ich atme stoßweise, spüre seinen Herzschlag an meiner Brust, seine Lippen, die erst fordernd, dann plötzlich sanft werden, nur um im nächsten Moment wieder ihren Hunger zu zeigen. Ihren Hunger nach mir, meinem Körper.

Sein Hemd knistert unter meinen Fingern, die Knöpfe geben ohne Widerstand zu leisten nach. Meine Hand erkundet die Wärme darunter, das leichte Zittern seiner Muskulatur. Auch er streift meine Bluse zur Seite, die Fingerspitzen finden nackte Haut; jede zarte Bewegung schickt eine Welle von Hitze hinauf bis in meinen Hals.

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