Ich grinse, ordne meine Haare. „Vielleicht haben wir wirklich eine Pause vom Alltag gebraucht.“
Und da ist er wieder, dieser Blick – ein Versprechen, eine Erinnerung, die wir teilen und nie aussprechen werden.
Das Dröhnen und Scharren hinter der Aufzugtür holt uns mit einem Mal gänzlich zurück in die Realität. Noch ist unser Haar zerzaust, unsere Hemden nicht ganz im Lot, die Wangen gerötet – zwischen peinlichem Grinsen und diesem ungezügelten Puls, der uns verrät.
Ein letzter, schneller Blick – Komplizenschaft, Verstehen ganz ohne Worte. Du drückst eine Haarsträhne hinter mein Ohr, ich streiche mir den Rock glatt. In Sekundenschnelle richten wir unsere Kleidung und sehen wieder perfekt aus. Im selben Moment ertönt von draußen eine Stimme: „Alles okay da drin?“ Herr Weber antwortet, kühl wie immer: „Ja. Scheint, als hätten wir’s bald geschafft.“
Mit klopfendem Herzen lausche ich, wie das Werkzeug ansetzt, der Fahrstuhl noch einmal ruckelt. Sekunden, in denen ich alles begreife: Was hier geschah, wird draußen niemandem mehr auffallen – aber die Berührungen brennen für uns auf unserer Haut weiter.
Dann schieben sich die Türen auf. Zwei Haustechniker, ein halbes Dutzend neugierige Blicke aus dem Flur. Herr Weber geht als Erster hinaus, selbstbewusst, als wäre nie etwas passiert; ich folge, aufrecht, Blick geradeaus. Einladend und unnahbar in einem.
Im Großraumbüro kehren die vertrauten Routinen zurück. Ein kurzes Nicken, ein professioneller Abstand – nur unsere Augen verraten noch, was unter der Oberfläche glimmt.
Ich setze mich an den Schreibtisch, atme tief durch und weiß: Egal, wie geordnet unser Alltag wieder wird, dieses eine Geheimnis bleibt. Und irgendwo darin klingt noch das Lachen nach, mit dem du im Aufzug die Distanz aufgehoben hast. Wir spielen wieder Chef und Assistentin – aber das Spiel hat jetzt ein anderes Fundament.
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