Dann drehte sich diese nach ihm um. „Ich habe es mir überlegt“, sagte sie. „Mein Mann hat sich mit ein paar Bocciaspielern angefreundet, und sie werden den morgigen Tag bei Ouzo, Retsina, Bier und Boccia verbringen. Ich bin somit frei“, lachte sie. „Male mich“. Elias' Unterkiefer klappte herab, und er fühlte sich so, wie wenn eine der Schildkröten, die er so liebte, plötzlich zu ihm sprechen würde.
Und so kam es, dass am nächsten Morgen Jana bei einem griechischen Kaffee und einem Brioche in der Nähe des Aquädukts auf Elias wartete. Sie fühlte ein mulmiges Kribbeln in der Magengegend, einerseits war sie aufgeregt, was auf sie warten würde, andererseits war sie eine moralisch korrekte Frau und schliesslich verheiratet. War es richtig, sich auf diesen Elias einzulassen, kaum dass ihr Göttergatte ganz in der Nähe ahnungslos Boccia spielte? „Ja, Jana, denn Du lebst nur einmal“, sagte sie zu sich. Und nochmals, als müsse sie sich definitiv überzeugen, „Du lebst nur einmal“. Der Tag liess sich prachtvoll an, kleine Schaumkrönchen zierten das Meer, und Jana wurde von einem Glücksgefühl durchflutet, als zwei Maultiere an ihr vorüberzogen. Sie liebte Equiden über alles und spürte intuitiv, dass sie früher einmal in Griechenland gelebt hatte. Als Göttin gar? Dann riss Elias sie aus ihren Träumen. Sie lud ihn ebenfalls auf einen Kaffee und einen Brioche ein, auf dass er ihr seinen Plan genauer erläutere.
Elias hatte sich seine Worte sorgfältig zurechtgelegt. „Wir werden vermutlich den ganzen Tag im Aquädukt verbringen“, sagte er ernst. „Gut Ding will Weile haben, und ein Kunstwerk entsteht nicht in 2-3 Stunden. „Wir könnten doch bis am Mittag dort unten arbeiten“, sagte er und wies mit dem Kinn in Richtung Eingang des gesperrten Aquädukts. „Dann essen wir hier etwas, lassen es uns gut gehen und tauchen wieder ab“. Jana schauderte leicht, aber Elias zerstreute ihr Sorgen gleich, als könnte er ihre Gedanken lesen.
Im Tunnel von Eupalinos
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Im Tunnel von Eupalinos
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Der Tunnel von ...
schreibt Huldreich