Für einen Moment streiften sich unsere Finger, vielleicht aus Versehen, vielleicht, weil er den Griff nicht gleich erwischte. Er sagte nichts, nur dieses kleine, beiläufige Augenbrauenheben, das mich sofort noch wacher machte.
Wir gingen die Treppe hinauf. Ich hörte sein Atemgeräusch, regelmäßig, mühelos, während ich selbst etwas zu schnell aus der Puste geriet.
„War wohl ein Großeinkauf“, meinte er beiläufig.
„Ja, ich lasse die Woche gerne chaotisch und mühsam anfangen“, erwiderte ich. „Denn dann habe ich es schon hinter mich gebracht.“
Oben angekommen, stellt er die Tasche auf den Boden. „Bitte sehr.“
Ein kurzes Schweigen, das nicht unangenehm war. Ich spürte seine Präsenz neben mir, die Art, wie er ohne jede Anstrengung Raum einnahm.
Ich bedankte mich noch einmal, lächle ihn an. Seine Augen blieben einen Moment länger an meinem Gesicht hängen, als nötig gewesen wäre, bevor er mit dem gleichen lockeren Lächeln, das er beim Kommen schon getragen hatte, ein „Schönen Abend noch“ nachschob. Dann wandte er sich Richtung Treppe.
Die Tür klickte ins Schloss, und für einen Augenblick war es so still, dass ich meinen eigenen Herzschlag lauter hörte als die Geräusche aus dem Hof.
Ich lehnte mich gegen die Tür, die Tüten zu meinen Füßen, und hielt für einen Moment inne. Der ruhige Atem, den ich eben noch gehört hatte, hallte in mir nach, als stünde er immer noch da neben mir. Ein Schatten, ein Rest von Wärme.
Es war nichts Besonderes gewesen. Ein paar Sätze. Ein Lächeln. Und doch hatte es etwas ausgelöst, wie ein kaum merkbarer Funke, der sich festsetzt, obwohl er eigentlich keine Flamme findet.
Ich stellte mir vor, wie es wäre, wenn er nicht direkt weitergegangen wäre. Wenn er sich, statt die Treppe hochzugehen, gegen den Türrahmen gelehnt hätte, als wolle er noch etwas fragen.
Im Zwielicht seiner Wohnung
4 8-13 Minuten 0 Kommentare
Im Zwielicht seiner Wohnung
Zugriffe gesamt: 311
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.