Im Krankenhaus

3 3-6 Minuten 0 Kommentare
Im Krankenhaus

Im Krankenhaus

Nana

Stille herrschte im OP. Dämmrig schummerte das Kunstlicht. Leicht piepsend hüpfte das grüne Bällchen des EKG über den dunklen Hintergrund und zog einen Kometenschweif hinter sich her. Ein Blick aus den Augenwinkeln auf das Gerät genügte. Gut, die Werte sind in Ordnung, dachte Dr. Weichsel. Die stahlblauen Augen des jungen Arztes wanderten zum Beatmungsgerät. Fest pumpte die Maschine, und ihrem Rhythmus gleich senkten sich die Rippen der Patientin unter dem grünen Tuch auf und ab. Auch hier, alles im grünen Bereich. Die OP verlief wie geplant. Keine Komplikationen, gut. Leicht gluckerte die Infusion. Die blauen Augen Dr. Weichsels leuchteten strahlend und schön über dem Grün der Mundbinde, die seine sinnlichen Lippen kaum verbergen konnten. Er wandte sich mit einer leichten Drehung seines durchtrainierten Körpers zu der neuen, blutjungen OP Schwester. „Schwester Natascha, die Schere bitte!“ sagte er mit sicherer, dunkler Stimme. Der jungen Russin wurde schwach unter dem engen Kittel, ihre Beine zitterten und unter dem Gummihandschuh sammelte sich Schweiss. Sie reichte Dr. Weichsel die Schere. Dabei traf der sehnende Blick ihrer grasgrünen Tartarenaugen einen kurzen, aber zu langen Moment in die blondbewimperten Augen des Arztes. Einen Augenblick hielt seine Hand inne, als er sich von Natascha die Schere geben lies. Latex rieb dabei auf Latex. Ja, einen kurzen Moment sah es so aus, als würde dieser Moment zur Ewigkeit. Ihre östlichen Augen raubten Dr Weichsel die Besinnung. Der verträumte Blick der Tundra, der nach wilder Freiheit und trunkenen Pferden roch, lies sein Herz schneller schlagen, und hätte er am EKG gehängt, es hätte einen langen verräterischen Hops getan. Mit Gewalt riss er seinen Blick von den Augen der Tartarin los und richtete ihn wieder auf das rohe Fleisch des offenen Thorax.

Klicke auf das Herz, wenn
Dir die Geschichte gefällt
Zugriffe gesamt: 9225

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.

Gedichte auf den Leib geschrieben