„Ganz egal, mit wem ich vögle, ich gehöre immer nur Dir!“ Dieser Satz, der ihm heute Nacht von seiner Frau zugeflüstert wurde, während sie sich liebten, ging Martin nicht mehr aus dem Kopf. Er hielt Liv zurück, als sie aufstehen wollte und schwor ihr seine Liebe.
„Dann sind wir uns ja einig…!“ lächelte Olivia und stolzierte splitterfasernackt ins Badezimmer.
Mikael fühlte sich schon beim Sex mit Martins junger Frau nicht so ganz wohl. War es richtig, mit Olivia allein…? Ohne diesen Punkt konkret anzusprechen, einigten sich Liv und er gleich nach der ersten Nummer darauf, das Tête-à-Tête abzubrechen. „Es ist besser, ich schlafe im Gästezimmer…!“ bemerkte der Freund des Hauses und verabschiedete sich mit einem Gute-Nacht-Küsschen von seiner jungen Geliebten. Das war der Grund, warum Martin nachts sein Bett zwar zerwühlt, aber leer vorfand.
Früh schon tobten Leon und Jannik durch das Haus. An Sex war also trotz des Feiertags (Ostersonntag) nicht zu denken. Und da die Kinder mit am Frühstückstisch saßen, wurde auch hier der gestrige Abend und die Nacht nicht thematisiert.
Mia und Jannik wurden beide erst am Nachmittag abgeholt. Während Kristina und Jakob als Paar erschienen, kam Kaya allein.
Nachdem Liv Janniks Mutter in Schwedisch ansprach, konnte sich Martin natürlich den Inhalt des Gespräches unschwer ausmalen. „Wir wissen ja, wie gut Jo ist…!“, erklärte sie später ihrem Mann und meinte damit seine Qualitäten im Bett. „Die Beiden sind im zweiten Frühling und planen sogar ein Geschwisterchen für Jannik!“ Nach einer kurzen Pause fügte Liv lachend hinzu: „Sie planen nicht nur…!“
„Komm doch rein…!“ Olivia hatte Mias Vater die Tür geöffnet. Nur zögerlich trat der arabische Mann ein und nahm den angebotenen Kaffee dankend an.
Martin war mit den Kindern draußen am Pool. „Deine Frau und Martin…;“ Olivia bewegte Zeige und Ringfinger schnippend gegeneinander reibend auf und ab, während sie fragte, „Hat es Serin nicht gefallen?“
„Sie hat Bedenken, dass es Dir nicht gefallen hat…;“ meinte Kaya zögerlich. Olivia bestätigte Janniks Vater, dass alles in bester Ordnung sei und sie beide jederzeit willkommen wären.
„Jetzt erzähl;“ drängte die Hausherrin. „Was ist denn abgegangen bei euch da unten?“
Martins und Kayas Erzählungen deckten sich zu hundert Prozent. „Meine Frau war absolut begeistert davon, dass sie von Martin und eurem Freund so hart angefasst wurde!“ Olivia tat erstaunt. Martin und eine Frau hart anfassen…? Nur wenn sie darum bettelt…!
„Du und Britta. Ihr habt euch gut verstanden?“ Wieder einmal kam Olivias Neugier zum Vorschein.
„Die Frau Britta ist eine sehr,“ Kaya verdrehte seine Augen, „wie sagt man(?), aufregende Frau!“
„Ja, das ist sie!“, bestätigte Olivia und bat den Mann mit dem dunklen Teint, seiner Frau ganz liebe Grüße auszurichten.
*****
„Woauw…;“ hörte Martin Olivia am Abend während des Telefonierens mit ihrer beider Geliebten mehrfach erstaunt ausrufen. Erst sehr viel später, nachdem Leon und Clara im Bett lagen, erzählte Liv den Grund.
„Unsere Daniela hat gepost. Ganz unanständig. Und hat sich dabei fotografieren lassen!“
„Oh, wie denn?““ fragte Martin mit einem Grinsen im Gesicht.
Seine Frau erzählte ihm, dass Ela sich wohl Stück für Stück vor Mikaels Kamera ausgezogen hat, beziehungsweise sich von ihrem Mann hat ausziehen lassen. „Dann wurde sie von Gerhard geküsst und geil angefasst.“ Auch Liv lächelte bei dem Gedanken, was bei Familie Gruber heute Nachmittag so vor sich ging.
„Tja und dann haben die sich tatsächlich beim Ficken fotografieren lassen!“
„Und das Schärfste,“ fügte Olivia hinzu: „Das Schärfste war, dass Gerhard das Alles initiiert hatte!“
„Haben die Mikael mitmachen lassen?“ Auch Martin konnte neugierig sein.
„Ela hat sich so angehört, als hätte das niemand der Drei so wirklich gewollt.“ Olivia war sich sicher, dass ihre Freundin und Geliebte nicht in noch weitere sexuelle Verstrickungen hineingeraten wollte und daher nichts weiter passiert ist. Denn Gerhard würde doch zu gerne einmal in ihrer Dreierkonstellation mitmachen…was Daniela bisher aber immer ablehnte.
*****
Nach diesen zwei Wochen mit dem Wohnmobil in Schweden und einigen arbeitsreichen Tagen in der Firma stand Patricias erste Dienstreise nach Brasilien an. Sie musste vor Ort mit den Auftraggebern Gespräche führen und die genauen Lagen für die zu errichtenden Gebäude besichtigen. Die Baufirmen würden zwar von anderer, öffentlicher Stelle beauftragt werden, aber eine Zusammenarbeit mit der Gassner GmbH ist natürlich unabdingbar. Auch für die Transporte der vorgefertigten Anlagenteile müssen Firmen gefunden und Vorgespräche geführt werden.
Martin würde es niemals erlauben, eine Frau allein in südamerikanische Gefilde reisen zu lassen. Ihr Begleiter würde Thomas Müller sein. Nein nicht DER Thomas Müller! Unser Thomas Müller ist Ende dreißig und einer der verantwortlichen Ingenieure für den Zusammenbau und Inbetriebnahme der Anlagen vor Ort.
Patricia saß wieder einmal auf Martins Schreibtisch und besprach letzte Details mit dem Firmenchef vor ihrem Abflug morgen. Pat ließ tief blicken in ihrem heutigen Outfit. Unten mit nicht allzu langem und (absichtlich?) etwas hochgeschobenem Rock und oben wegen ihres locker-weiten Shirts, wenn sie sich ungeschickt nach vorn…
Und sie beugte sich weit zu dem vor ihr sitzenden Martin hinunter und flüsterte mehr, als sie sprach, während sie ihm in die Augen schaute: „Ich hab öfter mal an Dich gedacht, im Wohnmobil, nachts, wenn Nils und ich im Bett miteinander…ob Du es genau da auch so mit Olivia getrieben hast…?
Martin genoss den tiefen Blick in das Dekolleté seiner Geschäftsführerin und antwortete: „Hat es Dich erregt?“
Anstelle einer Antwort zog Pat lediglich die Augenbrauen kurz nach oben. „Sie gefallen Dir wohl?“ stellte sie beim Wiederaufrichten fest. Gemeint waren natürlich ihre Brüste, auf die Martin nicht nur einen Blick riskierte.
Patricias Chef legte für einen Moment den Kopf leicht schief, verzog die Mundpartie und nickte.
„Bloß nicht hinfassen!“, ermahnte sich der Firmeninhaber. Patricias Knie und Oberschenkel waren greifbar nahe und ob sie wirklich einen Slip unter ihrem Rock trug…?
Beinahe hätte Martin seine Vorsätze über Bord geworfen. Verhindert wurde dies durch Frau Gerbers Erscheinen. Ihrer beider Sekretärin brauchte dringend eine Unterschrift.
„Wird es nicht langsam Zeit, dass ihr euch duzt?“ fragte Pat, nachdem sie mitbekam, dass Heike und Martin sich mit „Sie“ ansprachen.
„Natürlich, gerne!“ Martin stand auf und reichte Frau Gerber, die auch sofort mit „Heike“ zustimmte, die Hand.
„Aber hallo…!“ Patricia legte Protest ein.
Chef und Sekretärin sahen sich an. Nach kurzem Nicken beiderseits gab es dann doch ein flüchtiges Küsschen.
Viel lieber hätte Martin Patricias Lippen geküsst… Nein, er gab seinem inneren Drängen nicht nach und kehrte zu seinem Sessel zurück.
„Bravo!“ stimmte Pat der Zeremonie zu. „Und wenn ich zurückkomme, gehen wir einen trinken!“
Patricia und Martin wechselten noch ein paar Worte, bevor die Prokuristin und temporäre Projektleiterin von der Tischplatte rutschte. Martin erhaschte einen kurzen Blick auf den Hintern der so begehrten Frau. Hatte sie sich absichtlich so gedreht? Jedenfalls brach sie ihr Vorhaben, den Stapel Papiere aufzunehmen ab und wandte sich noch einmal ihrem Chef zu.
Sie beugte sich zu ihm und schenkte Martin ein Küsschen direkt auf den Mund. Den Bruchteil eines Augenblicks lang spürte er ihre Zunge an seinen Lippen anstoßen.
„Das wolltest Du doch gerade…? Oder?“ Pat lächelte. Sie nahm nun endgültig die Papiere an sich und verließ Martins Büro mit einem fröhlichen „Hejdå!”
”Jetzt fängt die auch noch mit Schwedisch an...,” lächelte Martin in sich hinein.
*****
Wegen Claras anstehendem Geburtstag am 11. Mai waren natürlich auch ihre Großeltern aus Stralsund angereist. Schlagfertig antwortete Clara auf die Frage ihres Opas, wie ihr denn die Woche in Schweden gefallen hat mit: „Mycket bra“, was so viel wie „sehr gut“ heißt.
Martin und Olivia nutzten die Anwesenheit ihrer Eltern, diesen letzten Abend vor ihrer Abreise nach Brasilien zusammen mit Patricia und ihrem Mann zu verbringen. Man ging zusammen Essen und später auch in eine Latino-Bar. Beide Frauen wählten unabhängig voneinander ein sehr offenherziges Oberteil und Po-betonende Hosen. Sehr chic und zugleich auch in gewisser Weise ausgesprochen sexy. Natürlich gab es viel zu erzählen. Von den Kindern, von Schweden, von der neuen Poolanlage, was in Brasilien auf Pat zukommen könnte und vieles andere. Olivia versuchte beim Tanzen in der Bar ihren Mann ein wenig lockerer in den Hüften zu machen. Der Erfolg, den sie dabei erntete, war, dass sie immer begehrter unter den tanzbegeisterten Latinos wurde. Ebenso wie Martin war auch Nils nicht unbedingt der begnadete Tänzer. Immerhin konnte Patricia neben ihrem Mann auch Martin dazu bewegen, mit ihr eine Rumba, oder wenigstens so etwas Ähnliches, zu wagen. Eine doppelte Qual für Martin. Zum einen der Tanz und dazu den Körper der begehrten Frau stellenweise ganz dicht zu spüren und doch „brav“ bleiben zu müssen.
Dann gab es diesen denkwürdigen Moment, als Olivia, schon ein wenig außer Atem, ihre Freundin zu einer Rumba in die Menge zog. Der Tanz hätte sicher ein wenig mehr Bewegung zugelassen, aber so wie die beiden Frauen miteinander „spielten“… Das war Sex pur! Blicke, Hände, Körperkontakt. Selbst Küsse waren nicht tabu! Nur sanftes berühren der Lippen, aber von Sinnlichkeit kaum zu überbieten! Wäre die Kleidung nicht dazwischen gewesen…
Dass Olivia bei der Umarmung am Ende der Musik ihrer Tanzpartnerin „Lass auch Du die Finger von meinem Mann“ ins Ohr geflüstert hatte, bekam außer Patricia selbst niemand mit.
Erst am Tresen, wo die Frauen jeweils einen Hocker belegten, und die beiden Herren danebenstanden, rief Patricia ihrer Freundin zu: „Versprochen!“
Beide verrieten trotz hartnäckiger Nachfrage der Männer nicht, was dieses Versprechen beinhaltete.
Dass an diesem Abend alle Vier kaum eine Gelegenheit ausgelassen hatten, der eigenen Partnerin, dem eigenen Partner zu zeigen, wie sehr man sie/ihn begehrte, war einfach so. Küsse, streicheln, liebevolle Blicke - man war verliebt. Das konnten sowohl die Anderssons als auch die Baumüllers von sich behaupten. Patricia war kurz davor, ihrem Mann und ihren Freunden einen Vierer ohne Tausch der Partner vorzuschlagen. Sie ließ es dann aber bleiben. Denn würde mehr passieren als auf Kos oder an dem Nachmittag im „Spielzimmer“, wäre das zwar eine Chance Zweifel und Misstrauen aus der Welt zu schaffen, barg aber auch das Risiko, ihre Freundschaft dabei komplett zu zerstören. Denn eifersüchtig auf die Andere wegen ihrer Männer waren beide Frauen.
*****
Null Uhr vierunddreißig. Zehn Minuten nachdem die Anderssons Patricia und ihren Mann vor deren Haustüre abgesetzt hatten, erreichten sie ihre Villa.
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.