In den Fängen des Fürsten

Sophie, Tochter des Bojaren

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In den Fängen des Fürsten

In den Fängen des Fürsten

Andreas

Igor und Vitali hatten die strikte Anweisung erhalten, das Mädchen unbeschadet nach unten zu bringen, wo sie zu ihren Eltern in die Kutsche verfrachtet werden sollte. Daher ließen sie Maja gewähren, die ihnen den Anblick des halbnackten Mädchens vergällte. Die Kammerzofe nahm ein großes Bettlaken aus einer Wäschetruhe, um es wie einen Vorhang vor Sophies Körper zu halten.
Das einzige Kind des Bojaren zog sich dahinter ihre Kleider an, was ihr nur bebend gelang. Sophie wusste, dass ihr Vater andere Ansichten als der Zar vertrat und dass dieser nur darauf wartete, um ihm diesen Affront heimzuzahlen. Große Angst trieb sie um, die ihre Hände zum Zittern brachte. Nachdem sie sich mit Majas Hilfe angekleidet hatte, musste sie mit den Männern ins Freie gehen. Es war ein glasklarer, kalter Morgen. Es hatte in der Nacht gefroren, zum ersten Mal in diesem Spätherbst. Jeder Atemzug Sophies stieg als kleine Wolke in den sternenklaren Himmel, wirkte wie eine Bitte um göttlichen Beistand. Vladimir wies seine Männer an, das Mädchen zu den Eltern in der Kutsche zu setzen. Zwei Soldaten stießen Sophie unsanft ins Innere, wo sie die Mutter in die Arme schloss. Vladimir wirkte entspannt, hatte er doch den ersten Teil seines Auftrags erfüllt. Die ganze Familie saß in der Kutsche, und die war zur Abfahrt bereit. Nun stiegen er selbst und Igor hinzu, setzten sich den Gefangenen gegenüber. Die restlichen Männer sprangen auf ihre Pferde, die schon unruhig mit den Hufen scharrten. Vladimir gab dem Kutscher ein Zeichen, der daraufhin seine Peitsche schnalzen ließ. Das Ziel der Fahrt lag nicht weit entfernt. Es war ein Landhaus des Zaren, das ihm üblicherweise als Sommerresidenz diente. In diesen Tagen sollte es einen gänzlich anderen Zweck erfüllen. Der Bojar Kasimir Grochov war dem Zaren ein Dorn im Auge, mehr noch ein lästiges Furunkel am Arsch, wie er ihr Verhältnis bösartig zu nennen pflegte. Dem Herrscher des riesigen Reiches waren seine Landsleute reichlich egal und ihre Anliegen schienen ihm nur ein lästiges Übel. Dass der Großgrundbesitzer Grochov seine Bauern gut behandelte, und nicht wie die anderen Lehnsherren ausbeutete, empfand er als offene Rebellion. Doch da dies für eine Anklage nicht ausreichte, entwickelte er mit seinem engsten Vertrauten, dem Fürsten Oleg Razenky, einen perfiden Plan.

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