Das Oberhaupt der Söldnerschar hatte aber sein Auge auf eine hochgewachsene, hübsche und viel gescheiter dreinblickende Laufkatze geworfen. Mit einigen Blicken war das Geschäft angebahnt, und als er sich zurückzog auf seine Kammer im oberen Stock des Hauses, folgte sie ihm, ohne großes Aufheben zu machen. Als er die steilen, knarrenden Stiegen nach oben nahm, hörte er sie durch die Tür vom Gastraum huschen und ihm folgen.
Kaum in der Kammer angekommen, einem bescheidenen kleinen Zimmerchen mit einem noch kleineren, halbblinden Fenster, vom Wirt der Spelunke als sein bester Raum angepriesen, verfiel er in seine übliche Rolle. Er war der Macher, der Sieger vieler kleiner und großer Händel, der Adlige, der Geldsack, der sich nahm, was er wollte.
„Hey Dirne. Streife deine Gewänder ab. Ich will dich begucken, bevor ich dir meinen Speer ins Spundlochramme.“ Er hatte nämlich, wie es zu dieser Zeit üblich war, einen Heidenrespekt vor Geschlechtskrankheiten und teilte sein Lager nur mit gesund wirkenden Gunstgewerblerinnen. Ohne eine Miene zu verziehen, zog sich die hübsche rotblonde junge Frau, etwa zehn Jahre jünger als der Mitte/Ende Dreißigjährige, aus. Was er sah, gefiel ihm. Ihr Körper, ihre Haut, waren makellos. Mittelgroße wohlgeformte Brüste zierten sie. Überdies hatte sie ein hübsches Antlitz und gesunde, makellose Zähne. Sie legte sich, wie von Ihm geheißen, aufs Bett und er kam dicht über ihre Scham, bildete sich ein, eine Geschlechtskrankheit sehen oder riechen zu können. Aber er roch nur ihren Duft. Sie wirkte frisch gewaschen und nur Seife und der leichte Hauch nach Frau zogen in seine Nase.
Er fiel wieder in seine Rolle: “Wohlan, dann will ich dich jetzt besteigen.“
Jetzt plötzlich funkelte sie ihn an. „Kerl, willst du das wirklich? Laut und gewöhnlich sein und ….“
„Für dich, edler Herr – Weib!“, fiel er ihr ins Wort, verstummte aber sofort wieder, weil er doch neugierig war, was sie zu sagen hatte.
„Sehr wohl, edler Herr“, erwiderte sie spöttisch, „dann nennt mich wie es sich geziemt aber auch beim Namen, mein Name ist Ursula. - Was ich sagen will … natürlich kannst du mich bespringen wie ein rossiges Pferd, dann wirst du das bekommen, was Hurenböcke immer bekommen. Du wirst deinen Beutel leer gemacht bekommen, sonst nichts. Behandelst du mich aber gut, dann wird es dir wohl ergehen und du wirst noch lange an deinen Ausritt im Dorfkrug von Oberzent denken. Für eine Dukate werde ich dir zeigen, dass ich hier zwischen meinen Beinen kein Spundloch habe, sondern die himmlische Pforte. Aber nur, wenn Du mich wie eine Dame behandelst“
In den Tiefen des Odenwaldes
Die wahre Geschichte - Teil 1
60 6-10 Minuten 2 Kommentare
In den Tiefen des Odenwaldes
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Lesende Ovation
schreibt rockroehre
Ein hervorragendes Stück, vielen Dank! @ Amorelio: Schlag mal besser die Bedeutung von »wohlfeil« nach.
schreibt Amorelio