In der Hütte brennt noch Lust

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In der Hütte brennt noch Lust

In der Hütte brennt noch Lust

Jerome Udamo

Es war definitiv nicht unser Tag. Bereits am Morgen hatten wir im Stau gestanden, hatten uns mit dem Radiomoderator über das Wetter aufgeregt und die Kaffeetasse war auch noch im Auto umgekippt. Und dann, nach all dem, das: Die Buchung in unserer geliebten Stammpension, in die wir seit Jahren kamen und die uns so viele schöne Erinnerungen beschert hatte, war aus irgendeinem unerklärlichen Grund schiefgegangen. Unsere Wirtin, Frau Müller, die uns noch gut in Erinnerung hatte, seitdem wir unsere Hochzeitreise vor vier Jahren bei ihr verbracht hatten, war sichtlich bedrückt. Sie entschuldigte sich immer wieder, versicherte uns mit Tränen in den Augen, dass so ein Fehler in all den Jahren noch nie passiert war. Leider änderte das nichts an der Tatsache, dass sie an diesem Abend kein freies Zimmer für uns hatte.
Als wir, niedergeschlagen und mit schweren Herzen, unsere Koffer gerade zurück zum Auto tragen wollten, leuchteten Frau Müllers Augen plötzlich auf. Sie erinnerte sich daran, dass sie in vier Tagen durch eine Abreise ein Zimmer für uns frei bekommen könnte. Als Notlösung bot sie uns an, in der abgelegenen Almhütte zu übernachten. Diese gehörte ebenfalls zu ihrem Besitz und lag ein Stück den Berg hinauf, versteckt zwischen hohen Tannen, mitten in der idyllischen Natur. Als kleines Trostpflaster und aus spürbarer Dankbarkeit bot sie uns die vier Nächte sogar kostenlos an. Unsere Enttäuschung verwandelte sich schlagartig in Vorfreude. Romantische Abende in der Berghütte, fernab vom Alltagstrubel und unter einem Sternenhimmel, schwebten uns vor.
Aber Frau Müller dämpfte unsere Euphorie ein wenig, indem sie uns auf die rustikale Ausstattung der Hütte hinwies. Es war eine echte, traditionelle Almhütte: Ohne fließend Wasser, ohne Elektrizität und nur mit dem Nötigsten an Möbeln ausgestattet. Dennoch ließen wir uns nicht abschrecken.

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