In der Kellergasse

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In der Kellergasse

In der Kellergasse

Anita Isiris

Die Schöne liess mir keine Ruhe – sogar Anna-Katharina verblasste vor meinem geistigen Auge. Abend für Abend verbrachte ich fortan im Lokal in der Kellergasse, bis ich herausfand, dass meine aufkeimende grosse Liebe montags, mittwochs und sonntags arbeitete. Immer heftiger kitzelte mich die Eifersucht, umso mehr, als ich feststellen musste, dass die Schöne Objekt der Begierde von sehr vielen Männern war. Nicht nur auf meinen Schoss setzte sie sich, sondern auch auf den von sichtlich betuchten Besuchern, die zuhause den beflissenen Familienvater mimten, um dann im Blauen Engel, erst recht auf die Pauke respektive auf den einen oder andern Frauenhintern draufzuhauen. Endlich war wieder ich an der Reihe. An jenem Abend trug die Schöne ein smaragdgrünes, sehr enges, hochgeschlossenes Kleid. „Es ist immer das Verborgene, das reizt“, sagte ich zu mir und hiess sie an meinem Tisch willkommen. Sie setzte sich mir gegenüber, lächelte mich sibyllinisch an, als der Sekt kam, und rieb ihre Unterschenkel unter dem Tisch an meinen. Bereits nach kürzester Zeit hätte ich nicht mehr aufzustehen vermocht. Schon nur ihre Hände... zarte Venen zeichneten sich am Handrücken ab, als sie das Glas hob und mir zuprostete. „Sag mir einfach Deinen Namen“, bat ich sie und kam mir gleich etwas lapidar vor. Aber ich wollte meinen feuchten Träumen, die nun Abend für Abend stattfanden, einen Namen geben. „Madlen“, sagte sie. „Ich bin Madlen“. „Lazarus“, sagte ich mit trotz Sekt trockener Kehle. Sie griff nach meiner Hand und drückte sie. „Darf ich Dir... etwas zeigen?“ hauchte sie und stand auf.

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