Das hier war reine Lust, Herausforderung, Provokation, Kampf, äußere Kraft gegen innere Stärke. Die Schauder jagten wieder über meinen Rücken, einer nach dem anderen. Mein Körper spürte sie schon, da war noch keine Berührung außerhalb der gebotenen Zonen Wirklichkeit geworden. Seine Augen aber, sein Atmen, verlangten nach mir. Ich habe dem nicht nachgegeben.
Der Abend war ein wilder Wechsel aus leidenschaftlichem Tanz, Austausch über die Geschehnisse der Jahre seit unserer Trennung und auf meiner Seite trotziger Betonung meiner Autonomie ihm gegenüber. In die Lust, ihm leidenschaftlich die kalte Schulter zu zeigen, was ihn in gewisser Weise natürlich ermutigte, mich zu bedrängen, mischte sich die dunkle Ahnung, dass eine Begegnung zwischen Johanna und ihm nicht gut für sie sein würde. Bis jetzt hatte er auch noch nicht um ein Treffen mit ihr gebeten. Grundsätzlich wäre ich der Meinung, wenn ein Kind seine Wurzeln kennen lernen will, sollte man es nicht brutal unterbinden, nur versuchen, dies zu verantwortlich zu lenken. Aber Juan traute ich nicht zu, sie rücksichtsvoll zu behandeln. Ich fürchtete, er könnte eine Wunde reißen, die es bis dahin nicht gegeben hatte. Sie wusste um ihre Abstammung, ohne die Details meiner verhängnisvollen Beziehung zu ihm zu kennen. Aber sie hatte nie größer gefragt, sich immer auf Albert konzentriert.
In mir wuchs der Wunsch zu gehen. Er drängte mich zu bleiben, versuchte mich zu halten. Ich entwand mich, stellte klar, dass er nicht über mich verfügen könne. Er bat mich, ihn die nächsten Tage aufzusuchen, nannte sein Hotel. Er sagte es ruhig, aber für mich klang es so, als dulde er keine Widerrede. So sitze ich nun hier und überlege, was ich tun soll. Was wird, wenn er Johanna sehen will, was werde ich fühlen. Ich muss das klären, bevor er selbst meint, er könne bei ihr auftauchen. Doch ich will ehrlich sein. Auch in mir toben widerstreitende Gefühle. Es hat mich wieder ergriffen, das Feuer seiner dunklen Augen, ich habe wieder so viel verspürt in seinen Berührungen, auch wenn mich das erschreckt. Aber andererseits hatte er bei dieser Begegnung nie wirklich Macht über mich gehabt, ich habe ihm widerstanden.
Ja, ich werde ihm gegenübertreten. Ich glaube nicht, dass er mich noch einmal besiegen kann. Ich habe keine Angst vor dem, was kommt.
Ich werde es wagen!
In Dunklen Tagen
Tinas Geschichte - Teil 25
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In Dunklen Tagen
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