Er entdeckte seinen Sprachwitz wieder, seine Sprache korrespondierte mit der von Lenka, und es entstand eine Atmosphäre der Vertrautheit. Lenka stellte fest, wie gepflegt Long John war – natürlich hätte er ihr Vater sein können, aber in ihrem Innern verlangte es sie nach etwas Gesellschaft. Lenka hatte sonst niemanden. Drei ihrer Freundinnen hatten die Neutronenbombe nicht überlebt.
Subtil pries Long John seine handwerklichen Fähigkeiten an – viel mehr hatte er nicht zu bieten. Es war Jahre her, dass er zum letzten Mal ein Buch gelesen hatte, Jahre her, seit er in einem Kino oder einem Theater gesessen hatte. Dabei war er kulturellen Veranstaltungen gegenüber keineswegs abgeneigt, aber die Armut hatte seine Kulturlust gewissermassen verschlungen, wenn auch nicht unwiederbringlich.
«Ich… habe ein Problem mit meinem Dachfenster im Schlafzimmer», sagte Lenka, auf Long Johns handwerkliche Fähigkeiten reagierend. «Es rinnt». «So kann doch keine Frau leben. Mit einem rinnenden Dachfenster», sagte Long John in seiner pragmatischen und stoischen Art. Bis dahin war es ihm gut gelungen, seine Erregung zu verbergen, wie er fand. In seinem Innern tobten mehrere Ozeane der Lust gleichzeitig, alle Satyrn und Faune dieser Welt waren hellwach und tanzten um die Wellen. Lenka stand auf und gab Long John ein weiteres Mal die Gelegenheit, ihre Arschbacken zu studieren, dieses Mal noch etwas ausführlicher, weil Lenka kurz an der Anrichte hantierte. Wusste sie, wie schön sie war? Dann ging sie in ihr Schlafzimmer; Long John folgte ihr und wäre vor Erregung beinahe über die Holzschwelle gestolpert. Der Raum, in dem Lenka soeben noch geschlafen hatte, duftete besonders. Es waren die Quadratmeter von Long Johns Begehrlichkeit, und hätte es nach Knoblauch und Fürzen gerochen, es hätte ihm nichts ausgemacht. Aber da war Veilchenduft, vermischt mit dem unwiederbringlichen Duft schlafender Frauen.
In Lenkas Wohnung
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In Lenkas Wohnung
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Dalí – Frau am Fenster
schreibt Venus
unglaublich anregend
schreibt michael_direkt