Was ihr aus dem sizilianischen Badezimmerspiegel entgegen sah, war ein wahres Naturwunder. «Man sollte mich malen», flüsterte sie zu sich selbst, in einem leichten Anflug von Narzissmus. Aber jede Frau hat das Recht auf ein gewisses Mass an Narzissmus. Denn nur wer sich selbst liebt, kann anderen Liebe schenken.
Kaum hatte Lenka gepinkelt, schrillte ihre Wohnungstürglocke. Lenka zuckte zusammen, denn am Sonntag erhielt sie nie Besuch. Reflexartig zog sie ein Jäckchen über und öffnete die Tür einen Spalt breit. Einen Türgucker gab es nicht – aber eine dünne Metallkette diente als Sicherung vor bösen Männern.
Als sie sah, wer vor der Tür stand, erstarrte sie zuerst. Sie hatte Long John aus dem Augenwinkel schon mehrmals wahrgenommen und konnte sich nicht vorstellen, dass ein Mann wie er in einem Keller lebte. In der Tat war er nicht unattraktiv und vermutlich einfach kriegstraumatisiert. Bestimmt hatte er das Land, das neutrale, schöne Schweizerland, in einer anderen Zeit ganz anders erlebt, als es sich heute, fünf Jahre nach dem Ende des dritten Weltkriegs, darstellte.
Lenka wusste, dass sie vor Männern auf der Hut sein musste. Nicht nur einmal wäre sie beinahe vergewaltigt worden, auf dem Nachhauseweg, immer kurz vor ihrem Wohnblock. Lenka war vorsichtig. Aber der Nachbar schien nichts Böses im Sinn zu haben – Lenka betätigte die Sicherungskette und liess ihn herein.
Nur mit Mühe verbarg Long John seine Erregung. Er stand in Lenkas Wohnung, und sie stand im Nachthemd vor ihm! Und was für ein Nachthemd das war! Azurblau! Echtes Calida! Und weil Lenka keine Pantoffeln trug und sie ihre Füsse soeben beim Pinkeln auf den kalten Steinfliesen abgesetzt hatte, standen ihre Nippel wie Bleistifte. Long John konnte den Blick kaum lösen. Nur ein wenig Stoff trennte ihn vom Elysium. «Ich… ehm… habe Dir etwas mitgebracht», sagte er mit rauer Stimme.
In Lenkas Wohnung
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In Lenkas Wohnung
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Dalí – Frau am Fenster
schreibt Venus
unglaublich anregend
schreibt michael_direkt