In Lenkas Wohnung

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In Lenkas Wohnung

In Lenkas Wohnung

Anita Isiris

Bis sich dann leider herausgestellt hatte, dass es nur Geschichtsklitterung war, die dem Land weltweit einen Sonderstatus ermöglicht hatte. „Insel der Glücklichen“, allerdings auf der Grundlage von skrupelloser Korruption, Straßen, Keller, Wände, Museen, Parks, idyllische Bergdörfer, alles gebaut auf blutigem Geld von Diktatoren und Oligarchen.
Nachdem das Land ein konsequentes Wirtschafsembargo hatte erleiden müssen, an dem sich außer Russland die ganze Welt beteiligt hatte, war die Schweiz am Vorabend des dritten Weltkriegs förmlich implodiert. Das Volk blieb auf seiner Schokolade, auf seinen Calida-Pijamas und seinen Rolex-Uhren sitzen – und der sofort einsetzende Wertezerfall hatte dazu geführt, dass Menschen wie Long John alles verloren, was sie einst ihr Eigen genannt hatten. Long John hatte damals Langhans geheißen. Alois Langhans. Aber seit die USA ihre ebenfalls klebrigen Finger nach der Schweiz ausgestreckt hatte, tat man gut daran, sich englische Namen zuzulegen – einfach um in der Menge nicht aufzufallen. Die Schweiz zählte nur noch 1‘000‘000 Einwohnerinnen und Einwohner, alle andern waren von einer einzigen Neutronenbombe liquidiert worden. Neutronenbomben wurden in den 1980er Jahren als „ethische Atombombe“ gepriesen, weil sie über eine sehr kurze Halbwertszeit verfügen. An Gebäuden richten sie kaum Schaden an, machen aber Menschen und alle anderen Lebewesen zu den physiologisch bedauernswertesten Kreaturen, die denkbar sind. Weil Lebewesen zu einem hohen Anteil aus Wasserstoff bestehen, werden Neutronen förmlich angesogen, was dazu führt, dass man von innen heraus explodiert. Somit sind Neutronenbomben als eine Art technisches Wunder zu betrachten.
Aber nun zurück zu Long Johns Begierde. Seine Begierde hatte einen einzigen Namen: Lenka. So war auch ihr Milchkasten angeschrieben – Lenkas Nachname kannte Long John nicht, aber das spielte auch keine Rolle.

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Dalí – Frau am Fenster

schreibt Venus

Witzig, dass ich dieses Bild, das ich auch als "Mädchen am Fenster" kenne, gerade in dieser Umgebung wiedertreffe. Es ist erst wenige Wochen her, dass ich in einem Schreibforum eine Kurzgeschichte geschrieben habe, in der unter anderem dieses Bild im Mittelpunkt steht. Interessanterweise ist das Modell dieses Mädchens die damals etwa zwanzigjährige Schwester Dalís Ana-Maria. Viele Leute kennen dieses Gemälde gar nicht, weil es nicht so typisch für den Künstler ist. Es stammt aus seinen Jugen- und Anfängerjahren. Wie du schreibst, der Arsch dieses Mädchens bildet den zentralen Blickpunkt. Ich beginne die Geschichte mit dem Satz: "Versonnen blickte ich auf den Hintern der jungen Frau, die aus dem Fenster aufs Meer schaut." https://www.bookrix.de/_ebook-franck-sezelli-maedchen-mit-schmetterlingen/

unglaublich anregend

schreibt michael_direkt

Liebe Anita, wer hat nicht schon mal aufgrund einer begehrenswerten Person Fantasien entwickelt? Solche "Reisen" können sich ganz schön real anfühlen! Vielen Dank für Dein Meisterwerk mit dieser Thematik! Ich nabe es sehr genossen! Alles Gute und lieben Gruß, Michael

Gedichte auf den Leib geschrieben