In Lenkas Wohnung

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In Lenkas Wohnung

In Lenkas Wohnung

Anita Isiris

Die meiste Zeit verbrachte er damit, auf seiner fleckigen Matratze sitzend, mit geschlossenen Augen Lenka an sich vorbeiziehen zu lassen. Lenka, am Tisch sitzend, eine Pizza essend. Pizzas gab es noch immer, wenn auch mit eher bescheidenen Zutaten. Lenka, in Calida-Unterwäsche, über eine Badewanne sich beugend. Lenka beim Kämmen. Lenka ordinär, nackt und in Stiefeletten. Spätestens bei der „nackt-in-Stiefeletten“-Lenka regte sich Long Johns Long John. Er war im Grunde kein Lack-und-Leder-Fetischist, und er verabscheute Frauen in High Heels, weil er sie als ordinär empfand. Was ihn zutiefst beglückte, waren nackte Frauenfüße – solange die Füße auch in eine Frau übergingen. Allzu oft hatte er in den vergangenen Jahren Füssen begegnen müssen, die, vom restlichen Körper abgetrennt, in Treppenhäusern oder in Hinterhöfen lagen. Gräueltaten der Marodeure. Aber Lenka war für Long John ein Symbol für eine heile Welt, die er tief drinnen bewahrte. Long John war kein Psycho. Er war einfach ein früh gealterter Mann, der die besten Jahre mit Bestimmtheit hinter sich hatte. Aber sein Glimmen war noch immer nicht erloschen – ein Glimmen, das er so gerne mit der schönen, grünäugigen Lenka mit der zarten, sommersprossigen Stupsnase geteilt hätte.
Ging sie die Treppe hoch, mit dem ihr eigenen wiegenden Gang, dann war für Long John drei Mal Weihnachten. Er duckte sich in den Schatten der Kellertür und fixierte ihr Becken. Stellte sich vor, er dürfte ein Mal, ein einziges Mal, nach ihrem Po greifen und ihn lustvoll durchkneten. Wie Lenka wohl stöhnte? Long John stellte sich den erhebenden Klang von Lenkas Stöhnen vor – und sein Long John drängte begehrlich an den Stoff seiner Cordhose. Long Johns Long John war dessen bester Freund. Er liebte es, ihn in Mondnächten, draußen, bei den Garagetoren, hinter denen schon längst keine Autos mehr parkten, an seinem Long John zu reiben, bis ihn die heißen Wellen überkamen.

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Dalí – Frau am Fenster

schreibt Venus

Witzig, dass ich dieses Bild, das ich auch als "Mädchen am Fenster" kenne, gerade in dieser Umgebung wiedertreffe. Es ist erst wenige Wochen her, dass ich in einem Schreibforum eine Kurzgeschichte geschrieben habe, in der unter anderem dieses Bild im Mittelpunkt steht. Interessanterweise ist das Modell dieses Mädchens die damals etwa zwanzigjährige Schwester Dalís Ana-Maria. Viele Leute kennen dieses Gemälde gar nicht, weil es nicht so typisch für den Künstler ist. Es stammt aus seinen Jugen- und Anfängerjahren. Wie du schreibst, der Arsch dieses Mädchens bildet den zentralen Blickpunkt. Ich beginne die Geschichte mit dem Satz: "Versonnen blickte ich auf den Hintern der jungen Frau, die aus dem Fenster aufs Meer schaut." https://www.bookrix.de/_ebook-franck-sezelli-maedchen-mit-schmetterlingen/

unglaublich anregend

schreibt michael_direkt

Liebe Anita, wer hat nicht schon mal aufgrund einer begehrenswerten Person Fantasien entwickelt? Solche "Reisen" können sich ganz schön real anfühlen! Vielen Dank für Dein Meisterwerk mit dieser Thematik! Ich nabe es sehr genossen! Alles Gute und lieben Gruß, Michael

Gedichte auf den Leib geschrieben