Orn hatte es sich gerade im Kantinenzelt bequem gemacht, als auch schon die schöne Sabin herein schneite. Schneite? Nein, sie schwebte geradezu durch den Raum. Die harten Raubeine der ersten Schicht schmolzen förmlich dahin.
Bereitwillig boten ihr die erschöpften Gentleman auch sogleich selbstlos einen Platz in ihrer Mitte an.
Die Männer waren merklich ausgehungert. Seit Monaten hatten sie kaum eine Frau gesehen (bei der Wilhelm waren sie sich nicht ganz sicher, aber auf jeden Fall nervös, auch wenn sie alles mitbrachte, was man bei einer Frau erwartete; einmal abgesehen von der übermenschlichen Körperkraft). Das nächste Bordell war eine volle Tagesreise vom Camp entfernt. Und es gab in der heißen Phase der Eilgrabungen auch kaum eine Möglichkeit, dieses Haus der amourösen Dienstleistung auf die Schnelle zu erreichen...
So überschlugen sich die Kavaliere erwartungsgemäß, der Süßen jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Kaum verwunderlich, wenn man einen Blick auf jene Regionen ihres Körpers warf, die nicht von den großzügigen Tropenshorts bedeckt waren. Dazu hatte sie das Hemd nicht ohne Berechnung über dem Bauchnabel geknotet. Die kleine Tätowierung machte mächtig Eindruck. Im teuersten Hotel von Oranga, wäre sie wahrscheinlich auch nicht zuvorkommender bedient worden. Herrschte in einer kantine nicht eigentlich Selbstbedienung?
Träumte sie schon wieder? So viele harte Männer, die Sabin wie einer Göttin huldigten. Schwielige Hände glitten immer wieder wie zufällig über ihre blanke Haut.
Triumphierend warf sie einen stolzen Blick zum Tisch des Professors herüber.
Der beobachtete die Szene nur säuerlich aus den Augenwinkeln.
Und Alis Spott tat ein Übriges:
„Wieder nicht den richtigen Ton gefunden? ...Mach dir nichts dr‘aus. Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn. Und schließlich: Daheim an der Uni wartet ja ein ganzer Korb voller Körner auf dich.
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