In Untersuchungshaft oder das Ende von Dr. Jeanrenaud

Der Therapeut

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In Untersuchungshaft oder das Ende von Dr. Jeanrenaud

In Untersuchungshaft oder das Ende von Dr. Jeanrenaud

Anita Isiris

Eigentlich wusste ich es schon lange. Die Frage war nicht, ob, sondern, wann. Obwohl – was ich mit all den Frauen getan habe – es war immer einvernehmlich gewesen. Sie hatten verschmitzt gelächelt, während sie nach hinten griffen und ihren BH aufknöpften. Sie hatten sinnlich den Mund geöffnet, um mir Oralverkehr zu ermöglichen. Sie hatten tief durchgeatmet, während ich sie vögelte und gleichzeitig ihren Bauch liebkoste. Welche Frau mag das schon nicht? Aber irgendeinmal, bei einer von ihnen, bin ich wohl zu weit gegangen. Wann war das gewesen? Analverkehr unter Hypnose mit der knapp 18jährigen Claudine? War einer der Ehemänner eifersüchtig geworden, während ich seine Géraldine, Ninette oder Julianne vor seinen Augen rasiert habe? Dabei war alles immer im Informed Consent Verfahren geschehen, auch die Spielchen mit meinem Schwanz an der frisch rasierten und geölten Vulva. Die Männer sollten wieder Lust auf ihre Frauen bekommen, und mein Procedere war sehr einfach. Die Männer wurden geil, wenn sie mir zuschauten, wie ich ihre Frauen nahm. Das lustvolle Stöhnen von Cyrille, Amélie oder Suzanne trieb den Ehemännern den Schweiss auf die Stirn und jagte an ihnen alles hoch, was da hochgejagt werden konnte. Aber alles in sorgfältig austarierter Absprache, alles mit einem kleinen immergleichen Vertrag geregelt. Aber Gefühle lassen sich mit keinem Vertrag bändigen. Mit keinem Vertrag der Welt. Irgend einer von ihnen war nach der Behandlung wohl durchgedreht und hatte mich verraten.

Dann hatte die Praxis meine Polizei gestürmt. Bitte entschuldigen Sie. Bald hatte die Polizei meine Praxis gestürmt. Nicht einmal des präzisen Schreibens bin ich mehr mächtig, weil mich dieses schlecht isolierte Gefängnis in der Banlieue dermassen irritiert. Das Essen ist ja ganz o.k. - aber diese verdammte Pritsche. Und kaum Ablenkungsmöglichkeiten. Fast den ganzen Tag lag ich da und starrte zur Decke.

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