Ina und die Querflöte

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Ina und die Querflöte

Ina und die Querflöte

Anita Isiris

Es war einmal eine Inselbewohnerin, nennen wir sie Ina. Sie lebte schon so lange hier, dass sie sich nicht mehr genau erinnern konnte, wer sie auf Malinga, so hiess das Eiland, abgesetzt hatte. Aber Ina war ein kluges Mädchen und fand sich sehr schnell zurecht. Bereits als Zehnjährige lernte sie, Holz zu spalten und Feuer zu entfachen, mit einer Glasscherbe, die sie als Brennglas nutzte. Weit draußen auf dem Meer zogen Schiffe vorbei, manche mit, manche ohne Segel. Aber nie kam eines nahe genug, dass Ina sich hätte bemerkbar machen können. Auf ihrer kleinen Insel war sie aber keineswegs allein. In der Nähe ihrer Hütte, die sie selbst gezimmert hatte, gab es ein Dorf, aber die Menschen, die dort lebten, waren alle sehr alt und gebrechlich. Ina ging ihnen zur Hand, wenn sie ihre Hilfe benötigten, etwa beim Einkochen von Rüben oder beim Backen von Bananenbrot.
Als sie einmal, nach einem arbeitsreichen Tag, erschöpft in ihre kleine Hütte kroch, sah sie vorne am Strand etwas funkeln. Ina war sich Strandgut gewöhnt, und sie wusste auch, dass das, was das Meer an den Strand spülte, nie so war, wie es von weitem schien. Glitzernde Gegenstände waren nie Diamanten, sondern Glasscherben, große, runde Brote waren aus der Nähe nichts als faulige Früchte. Aber dieses Funkeln, das die müde Ina an jenem Abend entdeckte, war etwas anderes, etwas Besonderes. Sie schlüpfte nochmals in ihr grünes Kleid, das sie selbst genäht hatte und schaute am Strand nach. Dann tat ihr Herz einen Luftsprung. Was da halb versteckt im Sand lag, war eine silberne Flöte. Vorsichtig blies Ina den Sand aus dem Mundstück und sah mit Freude, dass das Instrument völlig intakt war und nur darauf wartete, dass jemand darauf eine Melodie spielte.

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