Lassen Sie mich die Erläuterung mit einem Zitat von Clint Eastwood einleiten. Ein Mann will von einer Frau dasselbe wie eine Frau von einem Mann: Respekt. Auch wenn ich mit den Ansichten von Herrn Eastwood sonst wenig konform gehe, so hat er ganz wesentliche Dinge des Zusammenlebens der Geschlechter wie allgemein aller gesellschaftlichen Gruppen trefflich auf den Punkt gebracht. Dazu gehört eindeutig, dem Begehren als Ganzem mit seinen auch verstörenden Sehnsüchten nicht die Aura des Verwerflichen zuzuweisen. Denn genau daraus resultiert auch eine Unterdrückung der Sexualität der Frau mit ihrem selbstbestimmten Verlangen. Und es gebiert die vielfach kritisierte Ökonomisierung und Herabsetzung der Sexualität in der kommerziellen Pornographie.
Gut, Mrs Westbrooke, die Abspaltung der Urgewalt des Eros als schmutzige Seite des menschlichen Wesens ist sicherlich eine Fehlentwicklung. Aber höre ich da heraus, dass Sie die Darstellung von Sex in der Pornographie verteidigen? Mit Respekt hat dieses Genre ja nun auch nicht viel zu tun!
Mr Webster, allein das Phänomen zu beurteilen, greift zu kurz! Zigtausend Jahre haben die Menschen immer miterlebt, wie die anderen sich lieben, schlicht und einfach, weil es Rückzugsmöglichkeiten nicht gab. Und noch heute wird dies für viele Menschen der Fall sein, weil Wohnverhältnisse der westlichen Welt ein nicht selbstverständlicher Luxus sind. Es ist also ein existenzielles, archaisches Bedürfnis, mitzubekommen: wie machen es denn die anderen? Und das soll verwerflich sein?
Zurück zu Ihrem Berufsweg nach dem Studium, Mrs Westbrooke! Erachten Sie heute Ihre – in unserem Gespräch plausibel begründete – Offenheit in der bewussten Darstellung Ihrer erotischen Reize nicht als kontraproduktiv für eine Karriere in Wirtschaft oder akademischem Betrieb?
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