Interview mit Tiffanny Westbrooke

Geschichten vom Anfang der Leidenschaft

28 10-16 Minuten 0 Kommentare
Interview mit Tiffanny Westbrooke

Interview mit Tiffanny Westbrooke

Stayhungry

Darum geht es ja, Mr Webster, es gilt eine Vielfalt zu fördern und zu bejahen, in der jede und jeder seinen Platz hat, selbstverständlich auch ich. Seit jeher treibe ich viel Sport und ernähre mich gesund, das kann ja nicht falsch sein. Und sich zu schmücken und attraktiv zu machen, ist ein ureigenstes Bedürfnis menschlicher Wesen, das Sie in einer bunten Varietät in allen Zeiten und Kulturen vorfinden. Dass im Leben hier Ungerechtigkeiten bestehen, manche einfach vorteilhaft beschenkt sind, ist ja nicht Menschenwerk. Es gilt den Wert der Vielfalt herauszustellen und die Blickwinkel immer wieder zu ändern.

Nun, Mrs Westbrooke, bei dem Thema Blickwinkel muss ich zugeben, kommen wir schon wesentlich näher an den Kern unseres Themas. Sie stehen bzw. liegen ja nicht einfach Model für erotische Aktfotografie. In den wirklich außerordentlich ästhetischen Aufnahmen liegt Ihre Ausstrahlung nicht allein in der Andeutung. Vielmehr handelt es sich, um es nicht respektlos, aber nüchtern zu formulieren, um Einsichten, die in gynäkologischer Hinsicht keinerlei Fragen offen lassen. Sind Sie-exhibitionistisch veranlagt?

Mr Webster, Ihre Herangehens- und Sichtweise erheitert mich! Anus, Vulva, Klitoris, das bin ich als Frau, nicht nur, aber auch! Und meine Sexualität ist nicht irgendetwas, sondern ein wesentlicher Teil meines Selbst, von der mein Wohlbefinden und Glück nicht zu trennen sind. Nur spricht man über so etwas leider nicht selbstverständlich und es zu zeigen, ist wohl auch noch nicht angemessen anerkannt. Gerade der Anus ist das Zeichen wahrer Nacktheit! Deshalb ist es so wichtig, zu wissen, dass auch er gesehen und begehrt wird! In Werbung und Medien der westlichen Länder werden Sie überflutet von erotischen Illustrationen, Symbolen, Andeutungen, die nie die Wahrheit wiedergeben und nie die Tür zur Erfüllung öffnen! Das ganze Elend der Ratgeberliteratur lässt sich einem Begriff zusammenfassen: oversexed and underfucked! Überall, und ganz besonders bei uns in den USA, gibt es parallel dazu omnipräsent die Darstellung überbordender Gewalt, die als vollkommen selbstverständliche Unterhaltung sogar für Kinder beim Warten auf das Abendessen eingeordnet wird, Tritte und Schläge in Gesicht, Bauch und Rücken – rein tatsächlich alles schwere Verletzungen, die nie mehr folgenlos verheilen, aber von unseren Kindern auf dem Schulhof sehr realistisch nachgeahmt werden – mit schlimmen Folgen, nicht nur in körperlicher Hinsicht! Die Darstellung des Liebesaktes hingegen ist nach wie vor in hohem Maße tabuisiert und im Wesentlichen verboten! Wieso eigentlich? Wir können über die sinnlichen Erfahrungen ausgewählter Restaurantbesuche auch vor Fremden schwelgen, aber nicht über eine Liebesnacht? Eine respektvolle Sexualität besteht ja nicht in übervorsichtiger, ängstlicher Festlegung von Regularien vor der Berührung, wie sie – sicherlich aus der Not geboren – nun diskutiert wird.

Klicke auf das Herz, wenn
Dir die Geschichte gefällt
Zugriffe gesamt: 7401

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.

Gedichte auf den Leib geschrieben