Mr Webster, selbstverständlich muss es jedem Menschen freigestellt sein, ob und wie er in der Ekstase, dem Außer-sich-sein, wahrgenommen wird, gar keine Frage. Aber mir geht es darum, der Ächtung der Lust, der Erregung, der Körperlichkeit, Sinnlichkeit den Kampf anzusagen. Dies sind existenzielle Teile unserer Identität und wer sie stolz bejaht, begeht nichts Verwerfliches.
Sie vertreten also die These, dass ihre Arbeit als Aktmodell eine wichtige gesamtgesellschaftliche Funktion erfüllt?
Exakt!
Dies als Motiv zu akzeptieren, ist nach Ihrer stringenten Argumentation nicht wirklich schwierig. Aber was bedeutet das für Sie und die Wahrnehmung ihrer Person und Ihrer Körperlichkeit in der Öffentlichkeit? Es heißt ja, dass es bei den Fotosessions heiß hergeht!
Nun, zunächst einmal ist es eine durchaus anstrengende Arbeit, die neben körperlicher Fitness ein hohes Maß an Konzentration und Einfühlungsvermögen erfordert, bei allen Beteiligten. Aber es ist eben nicht einfach nur ein technisches Abwickeln einer komplexen, weil auch die Gefühlsebene berührenden AufgabensteIlung. Wie Sie richtig anführen, sind wir selbst immer auch Beteiligte als Person! Wenn ich merke, wie die Beleuchter schlucken und der Fotograf schwerer atmet, dann weiß ich nicht nur, dass ich gut bin, sondern, dass ich begehrt werde! Und das lässt mich natürlich nicht kalt. Dieser ganz besonderen Situation einer Intimität, die wir in unserer Gesellschaft – anders als in Kulten der Antike – nicht kennen, gilt es, ihren Wert zuzuerkennen.
Mrs Westbrooke, wie müssen wir uns das konkret vorstellen?
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