Irmgard, die Hübschlerin

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Irmgard, die Hübschlerin

Irmgard, die Hübschlerin

Anita Isiris

Nervös ging Sebastian vor dem Patrizierhaus auf und ab – immer dafür besorgt, dass die Stadtbüttel ihn nicht entdeckten und zur Rede stellten. Hinter den festen Mauern wurde in diesen endlosen Minuten Irmgard, seine Geliebte, vom Stadtvogt genommen, auf einem ausladenden Bett, mit Samtbaldachin, und einer Bettstatt aus rot flammendem Kirschbaumholz. Sebastian mochte sich die Details gar nicht vorstellen. Wie der Vogt an Irmgards blond gelocktem Vlies herumspielte. Wie sich ihre rosa Brustwarzen aufrichteten. Wie ihre Wangen erröteten, wenn er in sie eindrang. Sebastian liebte seine Irmgard über alles – aber er war von niedrigem Stand und keineswegs befugt, sie zu ehelichen. Patrizier hatten das Sagen, und zwar in jedem Lebensbereich, sie schalteten und walteten wie sie wollten – und sie benutzten alle Frauen, derer sie habhaft werden konnten.

Irmgard war den Männern schon immer sehr zugetan gewesen, und im Grunde mochte sie es, wenn sie ein harter Prügel zwischen den Schenkeln ausfüllte – auch wenn sie sich das nicht einmal selbst eingestanden hätte. Auf Aussenstehende wirkte sie schamhaft, unschuldig gar, wozu sicher auch ihre dichten blonden Locken beitrugen, die ihren zarten Nacken umspielten. Natürlich durfte Sebastian sie auch ab und zu haben, in der kleinen Kammer unter dem Dachgiebel, aber die Tatsache, dass er Irmgard mit der halben Stadt teilen musste, wühlte wie Feuer in seinen Gedärmen. Sebastian war nicht nur eifersüchtig, sondern ausgesprochen stolz. Sein Vater war Schankwirt, und er, als Ältester, würde die beliebte Schenke, in der das beste Bier weit und breit gebraut wurde, dereinst übernehmen können. Aber die Tatsache, dass viele Bürger in der Stadt seine Irmgard wie käufliche Ware behandelten und mit ihr tun und lassen konnten, was ihnen beliebte, versengte ihm das Herz.

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