Lieber Freund,
ich werde wahrscheinlich niemals wieder diesem Hexenkessel meiner Sinne und meines Sexus entkommen können. Trotz meiner Flucht, meiner Enthaltsamkeit und meinem selbst gewählten Exil in die Welt der Normalität, wurde ich wieder in die Wirbel von Lust und Begehrlichkeit gerissen. Es war ein halbherziger Versuch. Ich habe den Druck und die Abhängigkeit davon unterschätzt und wurde daher wieder hinein gezogen in einen Strudel der Sinne. Ich habe keine Kraft mehr, mich daraus zu retten und will auch darin untergehen. Ich habe wieder begonnen zu leben!
Als ich das kleine blaue Büchlein in der U-Bahn fand, nahm ich es nur mit, weil ich es schon aufgehoben hatte und beim Durchblättern sah, dass es mit der Hand geschrieben war. Es war eigentlich nass und schmutzig, denn es dürften schon einige Leute unachtsam darüber gegangen sein und es regnete draußen, ich steckte es aber trotzdem ein.
Wer, bitte, schreibt heute noch mit der Hand? Man SMS’s oder schreibt Mails übers Handy, aber nicht per Hand in ein kleines blaues Notizbuch!
Meine Neugierde war geweckt, ich vertiefte mich in den Inhalt.
Als die U-Bahn in der Endstation hielt, war ich fast erschrocken. Ich war angekommen.
Eigentlich wollte ich ja das Loft in der alten, aufgelassenen Glasfabrik kündigen, nachdem ich da, umgeben von einigen skurrilen Künstlern und anderen Verrückten vereinnahmt wurde und mich fast im Sumpf von Drogen und gefangen in meiner Welt der Lust, nach fast totalem körperlichem Ruin, verloren hätte. Notgedrungen nahm ich mir eine Auszeit, hing auf einigen Ägäischen Inseln ab, trampte irgendwo am Festland, schlief in Scheunen oder auch bei einfachen Weinbauern. Ich gönnte meinem Körper und Geist eine Erholungspause.
Die Glasfabrik, in der ich mein Domizil hatte, war von der Endstation in einigen Minuten erreichbar. Ich stieg langsam hinauf zu meinem Loft auf der Dachterrasse. Es war wie immer still und dunkel um mich herum. Die Hausbeleuchtung funktionierte wieder einmal nicht. Der ganze Komplex war abbruchreif.
Das Büchlein legte ich auf die Ablage beim Eingang, ging vorerst zur Küchenzeile und stellte Wasser für Tee auf. Dann holte ich es wieder und knipste die Lampe neben meiner Couch an. Der Duft des Earl Grey verbreitete sich angenehm im Raum, die leise Musik umschmeichelte meine Ohren und die Decke auf meinen Beinen tat ihr übriges. Ich fühlte mich wohl. Nun nahm ich das blaue Büchlein zur Hand und begann darin lesen.
Schon nach den ersten Seiten war ich fasziniert und auf das Höchste erregt.
Hier beschrieb eine offenbar junge, leidenschaftliche Frau über ihre Mitgliedschaft in einem geheimen Club, dessen einziger Zweck es ist, seine Lust voll auszuleben und sich mit Leib und Seele der eigenen, unbändigen Gier nach Befriedigung hinzugeben. Dies weckte Erinnerungen an die hinter mir liegende Periode der maßlosen Unterwerfung meiner eigenen Gier und Lust meines Körpers zu dieser taumelnden Sucht.
Du siehst, mein Freund, ich bin keinesfalls Herr über meinen Körper und Geist.
Sie beginnt ihr Bekenntnis mit folgendem Satz:
Nicht nur Meeresfluten und Wände können sich in meiner Fantasie öffnen, nein auch Felsenwände bergen für mich Geheimnisse. Wer weiß schon vorher, was sich im Inneren verbirgt, wie tief es nach unten oder in den Berg hineingeht, vielleicht sogar bis zur glühenden Hölle des Erdkerns? Was erwartet mich dort? Vielleicht wirklich die Hölle? Teufel, die nur den einen Wunsch haben, mir ihre glühenden Schwerter in den Leib zu stoßen, bis ich endlich das Bewusstsein verlieren kann?
Wieso kann es sein, dass dunkle Mächte sich meiner bemächtigen, dass durch Wecken der sinnlichen Triebe in mir, lodernde Flammen der Lust genährt werden, ich auf glühenden Kohlen zu liegen komme und die Fratze des reinen Begehrens und die Gier nach Befriedigung immer wieder Oberhand über mich gewinnen?
All diese wahnhaften Vorstellungen sind immer mit Schmerz und Feuer und dem Unheimlichen verbunden.
Dann verliere ich mich übergangslos meiner Fantasien, teils angstvoll und teils gierig in den Armen des Teufels und spreize meine Schenkel soweit es geht, empfange das glühende Schwert und lasse es in mich stoßen, immer wieder, bis ich vor Lust schreie.
Sind das wirklich meine Wünsche und Vorstellungen von Sex und nicht enden wollenden Orgasmen? Bin ich wirklich dazu verdammt? Ich reite Zerberus, den Höllenhund, rase durch züngelnde Flammen und sehe erschrocken das geifernde Gesicht meines Unterbewusstseins, sehe in einem Spiegel die eigene verzerrte Fratze des Begehrens und will trotzdem immer mehr.
In solchen Momenten verkaufe ich meine Seele und meinen Körper an den Fürsten der Unterwelt, in Gestalt von Andreusz, lasse den Körper brennen und bis zur Weißglut verglühen. Wenn mein Körper den ersehnten Zustand erreicht, ich geschüttelt werde von Orgasmen, die mich mit glühenden Zangen festhalten, ist das Ziel erreicht. Ich spüre den glühend heißen Wind auf meinem Gesicht, gierige Hände krallen sich in meinem Fleisch fest, reißen Stücke heraus und lassen mich letztlich fallen. Fallen in den brodelnden Rachen meiner eigenen Begierde.
Diese Vorstellungen und Gefühle überfallen mich, urplötzlich und ohne Rücksicht auf meine Umgebung, egal wo ich mich gerade befinde.
Alle Mitglieder unseres Clubs haben sich gleichende Gefühle und Lusterlebnisse, noch gesteigert dann, wenn wir unsere Zusammenkünfte haben. Sie erzählen es offen, ohne Hemmungen zu haben. Wir versuchen Gleichgesinnte zu finden und versuchen sie an uns zu binden. Wir brauchen diese Auffrischungen, um die Lust durch Abwechslung am Köcheln zu halten. Allfälliger Ablehnung begegnen wir durch sanfte Einwirkung, eventuell auch mit kleinen Prisen eines geheimen Pulvers, das uns von Andreusz zugeteilt wird. Ich verehre ihn, er hält unsere Gruppe zusammen, er leitet und führt uns mit großer Umsicht. Unsere Mitgliedsbeiträge sind nicht sehr klein, doch es lohnt sich. Ich verzichte gerne auf Vieles, nur um dabei sein zu können.
Sie beschrieb Zusammenkünfte in alten Gebäuden, verlassenen Bauernhöfen und auch Felsenhöhlen, die dementsprechend adaptiert wurden. Treffpunkte werden durch SMS an die Mitglieder bekannt gegeben.
Ich spürte, wie das Verlangen und die Lust nur durch das Lesen dieser Zeilen an meinem Körper empor kriechen, wie sich das Ziehen in meinem Unterleib verstärkte und mein Penis wieder ins Zucken kam, sich machtvoll und geil erhob und mich wieder willenlos machte. Er begann wieder, mich zu beherrschen.
Dunkle Erinnerungen kamen wieder daran hoch, als ich noch teilnehmen durfte an den Zusammenkünften in der ebenerdig aufgelassenen Glasschmelze, als sich in meinem Drogenrausch dort die Öfen öffneten und sich seltsame Gestalten auf mich stürzten und ich mich in Teufelinnen mit glühenden Augen verlieren konnte, sie mein Schwert zum Glühen brachten, rund um mich sich nackte Körper wälzten und die Ereignisse in einem einzigen Schrei endeten.
Einstein mein Kater war angespannt. Seine Augen waren weit aufgerissen seine Ohren kreisten und sein Schwanz ging unruhig hin und her. Er wusste, es ging wieder los, er spürte, dass ich angestrengt und erregt war.
Dieses kleine blaue Büchlein hatte es geschafft, meine journalistische Neugierde zu wecken und meine Lust neuerlich zu entfachen, ängstigte mich aber auch. Würde ich wieder in die Falle der absoluten Abhängigkeit von meinem Verlangen, meiner grenzenlosen Lust, fallen?
Offensichtlich gibt es da irgendwo geheime Zusammenkünfte, Lusthöhlen. Die Bereitschaft der Mitglieder, da mitzumachen wird durch Verabreichung von irgendwelchen Drogen und sexuellen Erlebnissen gefestigt, um alle bei der Stange zu halten. Ich muss da hineinkommen! Die Hauptfrage ist nun, wie man diesen Andreusz wohl aufspürt, um sich der Gruppe anzuschließen.
Bevor ich mich nun auf diese Sache einließ, kontaktierte ich meinen Redakteur und lotete seine Bereitschaft aus, dieses Thema und seine Aufarbeitung in unserem Magazin auch zu bringen. Bekanntlich besteht ja in der Öffentlichkeit immer eine gewisse Neugier, wenn es sich um Sex, Geld oder Macht handelt. Er stimmte nun einmal unter der Bedingung zu, dass es nicht zu irgendwelchen Enthüllungen kommen darf, die vielleicht unseren Verlag in Probleme bringen könnten. Vermutlich meinte er damit, dass besonders exponierte Persönlichkeiten, also so genannte VIP´s nicht involviert sein dürfen, obwohl er wusste, dass das die Auflage steigern würde. Vorsichtig und feige wie immer!
Ich durchforstete das Büchlein nach irgendwelchen Andeutungen, Bezügen oder Ortsangaben und wurde fündig. Die letzten Zusammenkünfte fanden alle in einer Felsenhöhle, inmitten der mystischen Welt der Wackelsteine irgendwo in den dichten Wäldern an der tschechischen Grenze, statt. Benachrichtigungen gingen per SMS an die Mitglieder weiter. Jene die offenbar kein Handy hatten, oder anonym bleiben wollten, konnten in einer Spalte einer bestimmten Statue im Park des Belvederes den Hinweis finden. Nachdem ich eine Woche lang jeden Tag dort Nachschau hielt, wurde ich endlich fündig. Ich fotografierte den Plan und steckte den Zettel wieder hinein. Es war sichtlich ein toter Briefkasten!
Ich fuhr schon zwei Tage vor dem angegebenen Termin dort hin. Die Ortsangabe war knapp und offenbar an einem für die Mitglieder bekannten Ort. Es lag auch eine kleine Skizze dabei, sicher für jene, die die letzten Treffen versäumt hatten. Ich werde also aufmerksam suchen müssen. Die Wälder an der Grenze sind dicht, übersät mit mehr oder minder großen Steinen. Es ist mystisch und ein wenig unheimlich, wenn man vor übereinander getürmten riesigen Steinen steht, die, aufeinanderliegend, jeden Moment umzukippen drohen. Doch sie liegen wahrscheinlich schon Jahrhunderte da, oft nur durch eine kleine Auflagefläche miteinander verbunden. Ich mietete mich in einem kleinen Gasthof mit nur zwei Fremdenzimmern ein und streifte stundenlang durch den Wald. Hin und wieder hatte ich das Gefühl nicht allein zu sein, in meiner Fantasie sah ich sogar Gestalten um mich herum. Einmal grüßte mich sogar eine dieser weißhaarigen Gestalten, nur mit einer Art Kutte bekleidet und einem knorrigen Stock in der Hand, die aber sofort wieder in der Tiefe des Waldes verschwand. Ein Druide vielleicht, oder was sonst? Ich musste lächeln, dieser geheimnisvolle Wald verleitete mich offensichtlich zu Halluzinationen.
Am zweiten Tag, dem Tag des angekündigten Treffens, machte ich mich schon zu Mittag auf den Weg und durchstreifte den dichten Wald und seinen mit Wackelsteinen übersäten Lichtungen.
Mein Freund, es ist eine mystische Gegend, voller Sagen und Geschichten, man fühlt sich in die Welt der Druiden und Zwergen versetzt.
Da stand ich nun, umgeben von alten Bäumen, zwischen zwei dieser Felsentürme auf einer kleinen Lichtung und wagte nicht, sie zu berühren. Durch das Dickicht schimmerte im Hintergrund eine Felsenwand durch, die ich bisher nicht bemerkt hatte. Ich beschloss, sie näher zu erkunden. Da setzte plötzlich leichtes Nieseln ein und abendlicher Nebel stieg auf.
Mein Blick versank in dieser Nebelwand, den sich bewegenden Schleiern und dunklen Schatten dahinter, die wohl von den Bäumen am Waldrand stammen dürften. Ich konnte das nicht mehr genau bestimmen.
Durch die nun schon hereinbrechende Dämmerung warfen die von der Nässe herunterhängenden Äste dunkle Schatten und diese schienen sich auf mich zuzubewegen. Plötzlich begann es auch noch stärker zu regnen, ja es schüttete geradezu.
Da, waren da nicht Gestalten vorbei gehuscht? Knackten da nicht kleine Äste und wisperten Blätter?
Trotz des starken Regens blieb ich stehen, um die Geräusche des Waldes auf mich einwirken zu lassen und da erblickte ich sie. Inmitten der kleinen Lichtung mit den beiden großen Steintürmen und einigen weiteren einzelnen Steinen lag sie auf einem der größeren, flachen Steine. Ihr Körper war nach rückwärts gebogen, ihre Arme zu beiden Seiten ausgestreckt und das lange blonde Haar auf dem Stein verteilt. Sie hatte die Augen geschlossen und ein seltsames Lächeln lag auf ihrem Mund. Ihr Gesicht war verklärt und es schien, als würde sie es genießen, wie der Regen auf ihren Körper hernieder prasselte. Die weiße dünne Bluse spannte über ihrem Oberkörper und lag an der Haut an. Sie erschien dadurch nackt und man konnte das Heben und Senken ihrer Brüste genau sehen. Die Brustspitzen hoben sich dunkel durch den Stoff ab. Sie atmete tief und gleichmäßig und schien versunken in einer anderen Welt zu sein.
Die letzten Sonnenstrahlen des Tages konnten in die kleine Lichtung einfallen und verfingen sich in den einzelnen Regentropfen, die sich aus ihrem Haar lösen und einige Sekunden auch auf ihren Brustspitzen verweilten, um dann abzurinnen um einem neuen Tropfen Platz zu machen. Es schien, als würde sie mit Diamanten übersät daliegen und auf etwas warten.
Sie hatte die Beine etwas gespreizt, um einen guten Stand zu haben. Sie trug einen langen, ebenfalls sehr dünnen Rock, der sich über die kleine Rundung ihres Bauches spannte und zwischen den Beinen ein wenig einfiel. Sie hatte keine Schuhe an, ihrer Zehen gruben sich in den weichen Boden unter ihr ein und bewegten sich lasziv.
Sie lag auf dem Stein wie auf einem Altar und ließ sich vom Regen berühren, umfließen und liebkosen. Das Wasser schien ihr nichts anhaben zu können, im Gegenteil, es schien mir, als würde sie den Regen als ihren Geliebten annehmen.
Ich stand am Rande der Lichtung und hielt den Atem an. Ich hielt den Atem an, aus Angst, dass irgendein Geräusch diese wundervolle Erscheinung zum Verschwinden bringen könnte.
Der Regen fiel weiterhin auf diese unwirklich erscheinende Lustgestalt und man merkte, dass ihr Atem immer schneller wurden. Sie öffnete leicht den Mund und schien etwas zu flüstern. Ich spürte eine unaufhaltsam aufsteigende Erregung in mir aufsteigen, sie trieb mich dazu, sich ihr langsam zu nähern. Je näher ich kam, desto anziehender und realer wurde sie für mich. Als ich vor ihr stand, öffnete sie plötzlich die Augen und dieser Blick ging mir durch und durch. Ihre Augen waren wie glühende Kohlen und brannten sich in mein Gehirn.
Sie richtete sich ein wenig auf und streckte mir die Arme entgegen. Ich ergriff sie und mit einem Ruck löste sie sich vom Stein und stand nun in voller Größe vor mir. Die Spitzen ihrer Brüste berührten mich, ihr Gesicht war direkt vor mir, ihre Augen brannten noch immer und ihr Mund umschloss meinen Mund und ihre Arme hielten mich fest, wie in einem Schraubstock.
Nun beugte sie ihre biegsame Gestalt jedoch wieder nach rückwärts, ohne mich loszulassen. Ich spürte, wie langsam der Boden unter meinen Füßen entschwand und fand erst wieder in ihren Armen liegend, Halt.
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