Der Irrtum im Buchladen

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Der Irrtum im Buchladen

Der Irrtum im Buchladen

Olaf Hoffmann

Eigentlich will ich direkt zur CD-Abteilung des Kaufhauses, bleibe dann aber bei den Büchern hängen. Da fällt sie mir ins Auge - und was ich sehe, gefällt mir sehr gut. Sie ist blond, gelockt langhaarig, grau-grüne Augen, ist zierlich, etwa 1.65 Meter groß.
Sie schaut lächelnd einige Kunstbücher auf einem Grabbeltisch mit Sonderangeboten an. Mit feinen Fingern teilt sie die Bücherseiten fast zärtlich und ehrfurchtsvoll. Das geschickte Spiel ihrer Finger mit dem Papier fasziniert mich, fesselt mich. Beim konzentrierten Lesen schmunzelt sie - wieso?
Ich komme näher heran an ihren Grabbeltisch und lese flüchtig etwas in einem kleinen Buch und schaue dabei ab und an zu ihr herüber, was sie aber nicht bemerkt. Ich genieße ihr köstliches Lächeln, dann wieder ihren konzentrierten Blick. Wunderbar ihre Mimik, an einer Stelle zieht sie die Stirn kraus, rümpft die Nase leicht, lacht dann wieder. Das macht mich ganz unruhig.
Ich kann mich nicht länger zurückhalten und schaue sie ganz offen an, bis sie es merken muß. Es dauert aber eine ganze Weile, dann bekommt sie es doch mit, schaut auf, während sie gerade einen Buchdeckel schließt.
Einen Augenblick nur treffen sich unsere Blicke. Ich lächele sie offen an. Ohne eine Miene zu verziehen schaut sie aber gleich wieder in ein anderes Buch. Auch ich gehe nun ein Stück weiter und schaue woanders, blicke mich aber ab und an nach ihr um, doch nichts weiter passiert.
Daher gehe ich wie geplant zu den CDs und verliere sie aus den Augen.
Es ist wohl Zufall, als ich zur Rolltreppe gehe, ist sie dort plötzlich vor mir. Ich folge ihr ein Stück durch das Kaufhaus, da biegt sie zu den Toiletten ab und ich verlasse das Kaufhaus, gehe zu einem großen Buchladen eine Straßenecke weiter, ins Untergeschoß in die Fachabteilung für elektronische Datenverarbeitung.
Später gehe ich wieder hinauf zu den anderen Abteilungen, schaue mich noch etwas um, werfe einen Blick in dieses Fachbuch und jenen Roman. Bereits auf dem Rückweg zum Ausgang bleibe ich verdutzt stehen - da ist sie wieder!
Sie blättert wieder in ihrer anregenden Art in der Kunstabteilung. Ich kann es nicht lassen, einen kleinen Bogen schlagend komme ich ihr wieder näher. Diesmal schaut sie schneller auf, ich lächele sie wieder an. Sie runzelt ihre Stirn, daß ich mich ganz schuldig fühle, sie aber geht ohne besondere Eile weiter.
Ich habe beschlossen aufzugeben und lasse sie gehen. Schaue mir ein weiteres Buch an. Plötzlich höre ich eine Frauenstimme dicht an meinem Ohr, warm und harmonisch, ganz ruhig: Ein nettes Lächeln hätte ich schon, wie interessant, daß wir uns noch einmal getroffen hätten. Sie schließe aus meinem wiederholten Anlächeln ohne weitere Bemühungen, daß ich zwar Interesse hätte, mich aber offenbar nicht getraut habe, sie anzusprechen. Sie sei gespannt, wie es weitergehe, wo sie es gewagt habe.
Ich drehe mich um und sie steht direkt vor mir. Ich bin verwirrt und versichere ihr mit einem Male, ihr nicht hierher gefolgt zu sein, das sei ein Zufall gewesen, ich hätte sie aber wirklich angelächelt, weil sie mir gefallen habe. Sie lacht mit einem wundervollen hellen und doch kräftigen Lachen. Sie habe auch gar nicht gedacht, daß ich ihr gefolgt sei, da sei ich im Irrtum, nein, sie sei mir gefolgt, um herauszubekommen, was hinter meinem Lächeln stecke.
Wieder bin ich verdutzt und komme gar nicht dazu, etwas zu erwidern. Sie hat mich gefangen mit ihrem Blick und ihrem frechen Lachen. Sie hebt vergnügt den Kopf - ob ich Lust auf einen Kuß hätte?
Verblüfft schaue ich tief in ihre zauberhaften Augen und in ihr keckes Lachen - besonders intelligent kann ich da nicht ausgesehen haben, nicke aber dann wie abwesend. Ganz zart berühren ihre Lippen meine Wange, ich meine, ihr Zittern zu spüren. Sie flüstert, sie finde meine Lippen so erotisch, mein Kinn, meinen Adamsapfel - ja und vor allem die Grübchen in den Wangen, wenn ich lache - unglaublich seien die. Sie sei völlig hin und weg gewesen, als sie mich das erste mal gesehen habe. Sie sei so verwirrt gewesen, so unvorbereitet getroffen, daß sie nicht einmal einen Muskel ihres Gesichtes habe rühren können, um mein Lächeln zu erwidern. Sie habe mich dann beobachtet, meinen knackigen Po bewundert. Dann sei sie wütend auf sich gewesen.
Wie zufällig sei sie dann vor mir auf die Rolltreppe gelaufen, ihr Herz habe bis zum Hals geschlagen. Als sie dann unten auf die Toilette gegangen sei, habe sie Angst gehabt, mich aus den Augen zu verlieren. Vorsichtig habe sie durch die Tür geschielt, wohin ich gegangen sei und dann wieder hinterher.
Ich schaue ihr in die Augen, umfasse unsicher ihre Hüfte und ziehe sie an mich. Unsere Lippen treffen sich. Ich spüre ihre Zunge an meinen Lippen, öffne überrascht den Mund. Es folgt ein köstliches Spiel unserer Zungen. Ihre Hand faßt meinen Po. Mir wird schon ganz schwindelig und ich vergesse alles um uns herum. Mit der Hand fährt sie mir zwischen den Pobacken durch in den Schritt und streichelt mich fordernd. Ich bekomme ganz weiche Knie und eine ausgeprägte Erektion.
Ihre Lippen umschließen mein Ohrläppchen. Was tut sie mit mir? Ihre Zunge kitzelt mein Ohr, dann flüstert sie, ob ich Lust auf Sex hätte? Dabei streichelt ihre Hand nun zwischen unseren Körpern über meine Hose, sich deutlich an meiner Erektion reibend. Ich schlucke, erwidere nur: Jetzt? Sie lacht vergnügt ihr verlockendes, unwiderstehliches Lachen: Ja, warum nicht, wir fänden schon ein Plätzchen, komm! Sie schaut mich fordernd an und fragt: Was ist nun? Ich bin ganz durcheinander, verblüfft durch ihr forsches Vorgehen. Ich bin verunsichert, doch irgendetwas läßt meinen Kopf fasziniert nicken.
Sie zieht mich ein paar Schritte mit sich, dreht sich dann um mit dem köstlichsten Lächeln, daß ich je gesehen habe und wirft mir ins Gesicht: "Das hättest du wohl gern - typisch Mann. Aber du bist schon wieder im Irrtum, es ist alles nur ein Spiel, was guckst du auch fremden Frauen nach - laß mich in Ruh!"
Sie läßt mich los und geht entschlossen mit schnellen Schritten fort, ohne sich noch einmal umzudrehen...
Ich stehe ganz verdattert und wie angewurzelt, weiß erstmal nichts mehr zu tun. Erst als ich nach einiger Zeit wieder zu mir gekommen bin, weiß ich, daß sie im Irrtum war. Ich glaube, ich hätte sie wirklich mögen können. Das Zulächeln war doch ganz harmlos gemeint - ja und was erwartete sie, wenn sie mich so küßte und streichelte? Eigentlich war mir ihr Angebot recht unheimlich und übereilt. Sie hatte mich überrumpelt. Ich habe aber erst richtig begonnen sie zu mögen bis es weh tut, als sie sich umdrehte und ging, obgleich sie mit mir gespielt hat - warum?
Eine viertel Stunde später sehe ich sie auf der Straße wieder! Sie sitzt auf einer Baumeinfassung aus Beton mitten in der Fußgängerzone. Sie hat den Kopf schwer in die Hände gestützt und schaut zu Boden, achtet auf nichts um sie herum.
Ich will eigentlich einfach weitergehen, denke, daß ich mit ihr fertig bin und bin es doch nicht. Als ich kurz vor ihr bin, sehe ich, daß sie weint. Ich kann nicht vorbeigehen. Sie hat mich schon wieder und ich bin bereit, mich wieder zum Idioten machen zu lassen.
Ich bleibe vor ihr stehen, warte einen Moment, spreche sie an, ob sie nicht Lust habe, einfach zu reden? Sie schreckt auf - schaut mich mit großen, verweinten Augen erstaunt an, wischt zögernd die Tränen weg, seufzt erleichtert oder verunsichert. Sie sei auch im Irrtum gewesen, es tue ihr leid, was sie angestellt habe. Sie schüttelt den Kopf, das sei ihr noch nie passiert. Ob ich das Knistern gespürt hätte? Sie, als sie gegangen sei. Umdrehen habe sie sich plötzlich unbedingt wollen, habe es aber einfach nicht gekonnt. Sie habe gehofft, daß ich ihr nachlaufen würde und hätte nicht gewußt, was sie dann getan hätte. Dann habe sie geweint über das, was sie getan habe.
Ich erwidere, einmal abgesehen von ihrer ganz normalen Attraktivität habe es bei mir geknistert, als ich sie hier weinend sitzen gesehen habe. Es sei Zufall gewesen. Ich hatte sie schon aufgegeben. Bei ihrer Umarmung, ihrem Kuß sei ich nur erregt gewesen, wie vermutlich jeder es gewesen wäre. Jetzt aber habe sie mich so weit, daß sie mich endgültig zum Idioten machen könne.
Sie schüttelt den Kopf - das wolle sie nicht mehr. Sie wisse nicht, was da in sie gefahren sei. Einerseits sei sie empört gewesen, daß ich sie so unverfroren angesehen habe, andererseits habe sie sich zu mir hingezogen gefühlt. Es sei alles in ihr durcheinander geraten und dann habe sie diesen Blödsinn gemacht, was sie sich zuvor nicht mal in ihren Träumen haben vorstellen können.
Jetzt lacht sie zaghaft - was für ein bizarrer Anfang, wenn es denn einer sei. Ich nicke, wenn sie Lust habe, sollten wir einfach mal sehen, wie es weitergehe. Ich reiche ihr die Hand. Ohne Zögern ergreift sie diese, steht auf, breitet die Arme aus. Wir umarmen uns.

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