Isabella

Agnes' Haus der sündigen Engel

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Isabella

Isabella

Stayhungry

Mit allem hatte er gerechnet, aber nicht mit ihr. In der Hitze dieses Sommers, nackt am offenen Fenster lehnend, nur in hohen, schwarzen Sandalen, stand sie da und sah ihn an. Dieses sanfte Lächeln ihrer schmalen Lippen, das die Ruhe ihres Innersten auf ihrem Gesicht offenbarte, hatte er nie wieder gefunden. Wenn sie dich ansah, war sie ganz bei dir. Isabella, seine erste große Liebe.

Sie war schlank, immer schon, jedoch verjüngte sich ihr Becken nicht zur Taille hin, sondern verlief etwas ausladend senkrecht nach oben. Das entsprach nicht dem gängigen Ideal der weiblichen Figur, war aber nur ein Detail, das ihre ihr eigene Schönheit aus steriler Gleichförmigkeit hervorhob. Sie hatte kleine Brüste, war spärlich beflaumt und trug ihr blondes, leicht gelocktes Haar noch immer nackenlang. Ihre Nase war lang und spitz, wie sie Kleopatra nachgesagt wird und verlieh ihrem Gesicht ein markantes, attraktives Profil. Ihre Schönheit war die einer reifen Frau, von jener Art eben, der die ersten kleinen Falten nur Souveränität verleihen konnten. Wenig hatte sie sich verändert, seit er sie als Mädchen verzehrend verehrt und lange Zeit hoffnungslos begehrt hatte.
„Schön, dich zu sehen“, beantwortete sie leise seine Sprachlosigkeit, so, als wäre ihre Blöße eine selbstverständliche Form, ihm nach so vielen Jahren gegenüberzutreten.
„Ich war sehr erstaunt, als sich eine mir unbekannte Agnes bei mir gemeldet hatte, um sich mit einem persönlichen Anliegen an mich zu wenden.“
„Hallo Isabella!“, antwortete er heiser, „schön, dich endlich wiederzusehen!“

Eine von Agnes arrangierte Begegnung war immer eine Überraschung, eine Situation mit offenem Ausgang. Und dennoch, sie hatte ein treffliches Gespür dafür, wer mit wem eine fruchtbare Beziehung beginnen könnte. Nachdem er geduscht hatte, hatte Petra ihn noch massiert, ohne ihn gezielt zu erregen. Wortkarg wie sie war, brauchte er gar nicht zu fragen, was ihn erwartete. Darauf hatte sie noch nie geantwortet. Die fachkundigen, wohltuenden Dienste ihrer Hände verschafften ihm eine Entspannung, die ihn unschlüssig werden ließ, ob er möglichen bevorstehenden Herausforderungen heute entsprechen könnte, wollte, an einem miesen, stressgeplagten Arbeitstag, an dem er sich auf Agnes’ Geheiß trotzdem irgendwie den Nachmittag freigenommen hatte. Da es keinerlei weitere Informationen gab, hatte er sich wieder angekleidet und war Petra durch die verlassenen Gänge aus dem Wellnessbereich zu den Suiten gefolgt, in denen die Treffen stattfanden. Nun hatte sein Herz wie immer in dieser Situation gepocht, er hatte geklopft, kurz gewartet und war dann unaufgefordert eingetreten.

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