Jacqueline

17 8-13 Minuten 0 Kommentare
Jacqueline

Jacqueline

Charles Valentin Pukovsky

Völlig perplex stand ich nun da: fixiert am Andreaskreuz mit runtergezogener Short, Knebel im Mund und Analplug im Hinterteil, am Kopf die Latexmaske. Ach ja, und mein bestes Stück schien immer noch hochmotiviert zu sein. Die Tür stand offen, was meine Lage noch brisanter gestaltete. Schließlich könnte jeden Moment irgendjemand hereinspazieren. Ich wartete. Wahrscheinlich Teil ihres teuflischen Spiels – aber allmählich wurde mir kalt. Und mulmig. In diesem Moment war mir sehr danach, dass sie bald erscheinen mochte, um die Tür hinter sich zu schließen und mich anschließend nach Strich und Faden zu vernaschen.

Plötzlich hörte ich Geräusche draußen im Gang. Waren das tatsächlich Schritte? Doch dann erblickte ich dunkelbraune Haare in der Tür, welche offensichtlich zu einem Fell gehörten. Ich starrte in die mordlustig wirkenden Augen des Zähne fletschenden Schäferhundes. Wo kam das Sauvieh plötzlich her? „Hau ab!“, wollte ich schreien, es reichte aber – erneut – nur zu einem „Mmmphf“. Die Bestie kam näher, knurrte feindselig und machte den kompromisslosen Eindruck, mich zerfleischen zu wollen. Was für ein erbärmliches Ende! Und ich hatte immer noch einen Ständer. Wie krank war das denn?

Meine Adrenalinproduktion lief auf Hochtouren. Der Hund stand direkt vor mir, glotzte mein Gemächt an und hörte abrupt auf zu knurren. Als das Vieh mich beschnupperte, um mich dann genüsslich und sabbernd abzulecken, dachte ich den Gipfel der Demütigung erreicht zu haben. So habe ich mir ‚tierischen Sex‘ nicht vorgestellt, obwohl ich zugeben muss, dass sich diese raue Zunge durchaus angenehm anfühlte. Der schwule Hund – als stolzer Hundebesitzer erkannte ich sofort, dass es sich um einen Rüden handelte – kommentierte seinen Auftritt mit einem nichtsagenden „wuff“, drehte sich seitlich zu mir, hob das Bein und markierte sein Revier. Dann war er genauso schnell verschwunden, wie er erschienen war.

Mein Puls beruhigte sich wieder, aber nur kurz. Ich hörte Schritte: hohe Absätze, selbstsicher, langsam. Kein Zögern. Das Licht war gedämpft, die roten Spots warfen harte Schatten auf das schwarze Leder. ‚Bitte lass jetzt Jacqueline zu mir kommen‘ betete ich zu Gott. Doch Gott meinte es an diesem Tag nicht gut mit mir. Es lag nicht daran, dass ich mich meiner peinlich wirkenden Situation wegen schämte. Es war viel mehr die Person selbst, deren Anblick mein bereits angekratztes Nervenkostüm endgültig zerfetzte. Zuerst erkannte ich sie selbst nicht. Latexkleid, Bunny-Maske und diese blonden Haare – eine Perücke? Erst beim dritten Blick traf mich die Erkenntnis: Aloisia! Nicht die leiseste Spur der Frau, mit der ich gestern Abend noch Kartoffelsuppe gegessen hatte. Offensichtlich hatte Aloisia mir verschwiegen, dass sie entweder eine Zwillingsschwester hatte oder ein Doppelleben als Domina führte. Jetzt wünschte ich mir tatsächlich den schwulen Hund wieder herbei.

Klicke auf das Herz, wenn
Dir die Geschichte gefällt
Zugriffe gesamt: 4167

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.

Gedichte auf den Leib geschrieben