Jacqueline

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Jacqueline

Jacqueline

Charles Valentin Pukovsky

‚Was ist das für eine idiotische – aber auch verdammt geile – Idee!‘ ging es mir durch den Kopf, während ich mit leicht zittriger Hand den Rest Weißbier in mein Glas leerte.
Da saß ich nun auf diesem Lederfauteuil in diesem Apartment, das nur eines von vielen in einem Altbau mitten in München war. Ich war allein und es gab kein Zurück mehr. Während ich das Bier leerte und dabei den Kopf in den Nacken legte, starrte ich in den großen Spiegel an der Decke.  Ich erschrak beinahe, als ich mich in dem Outfit betrachtete, das ich mir extra für das Date angeschafft hatte. Noch nie hatte ich so etwas getragen: Latexmaske, hautenge Shorts mit Reißverschluss vom besten Stück bis zum Hintern – nur die kniehohen Stiefel fand ich halbwegs cool. Sexy war vermutlich etwas Anderes. Aber Jacqueline bestand vehement darauf. Also, was soll es, dachte ich mir.

Unten in der winzigen Rezeption pennte ein Schäferhund neben einer älteren Dame, als ich vorhin ankam. Wissend und wortlos drückte sie mir den Schlüssel für das von mir gebuchte Appartement in die Hand, bevor sie dem Köter irgendetwas zuflüsterte. Rote Wände, schwarzes Mobiliar, gedämpftes Licht – das fensterlose Etablissement war genauso stilvoll, wie die Internetbilder versprachen. Mittig, an der Wand gegenüber von mir, stand das mit Edelstahlklampen versehene Wandkreuz. Zentral im Raum thronte ein massiver Strafbock mit schweren Echtlederriemen. Ein Sklavenstuhl, eine Streckbank und ein ‚Spanischer Reiter‘ komplettierten die Einrichtung.

So verrückt mein Unterfangen auch sein mochte, so prickelnd empfand ich es: der Metzger aus der Vorstadt beim Blind Date in der Großstadt. Und dann gleich in so einem Outfit und mit diesen Spielregeln: keine Worte, nur Sex. ‚Tierischen Sex!‘ fügte sie in ihrer letzten Nachricht auf der Dating-App hinzu. Jacqueline befahl mir Stillschweigen. Beim ersten leisen ‚Servus‘ oder sonstigen Wortspenden meinerseits würde sie auf dem Absatz kehrtmachen und unser Date wäre beendet. Alles ein wenig komisch, aber ich konnte gut damit leben. ‚Reden ist Silber, Schweigen ist Gold‘ und so sollte mehr Zeit für das Wesentliche bleiben. Jacqueline versprach mir, mein animalischstes sexuelles Erlebnis zu bescheren, eines, an das ich mich für den Rest meines Lebens erinnern würde. Was für eine Ansage und wie recht sie behalten sollte.

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