Jähzorn

Je oller umso doller - Teil 25

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Jähzorn

Jähzorn

Jo Diarist


„Was ist Rosi, tut sie dir leid?“, fragte er immer noch voller Zorn.
Ich antwortete nur mit meinem Blick und etwas sanfter fügte Norbert an:
„Dann tröste sie bei jedem Schlag mit einem Kuss.“
Ich tat es und legte all meine Zuneigung, die ich für Sandra empfand in die Küsse, was nicht ohne Wirkung auf Norbert blieb.
Jeder Schlag wurde sanfter und den letzten musste sie kaum noch gespürt haben.
Norbert sah in mein tränennasses Gesicht und ich konnte erkennen, wie ihn die Bestürzung über sein Handeln überrollte. Ohne ein weiteres Wort verließ er den Raum und überließ es mir, Sandra aufzuklären.
Sanft zog ich sie hoch, erinnerte mich an den Plug-in ihrem Arsch und bot an ihn zu entfernen.
„Nein, bitte lass es. Wenn, dann soll er das machen, aber ich versteh das alles nicht“, sagte Sandra und schluckte vernehmlich.
Ich zog sie zur Couch, nahm sie in den Arm und streichelte sie zärtlich.
„Nur zweimal in unserer gesamten Ehe habe ich ihn so erlebt. Er ist dabei aber nie handgreiflich geworden“, begann ich. „Norbert kann sehr jähzornig sein, doch das äußert sich meist nur in einem grimmigen Gesicht und lauten Worten. Nur wenn er etwas ergründen will, keine Antwort bekommt und sich am Ende deshalb selbst schuldig fühlt, geht es mit ihm durch. Bei beiden Ausbrüchen war ich im Vorfeld sehr niedergeschlagen, was er fühlte. Er versuchte in mich zu dringen, um den Grund zu erfahren, doch ich wollte es nicht preisgeben. Dümmer konnte ich nicht reagieren.
Er bohrte immer wieder nach und steigerte sich dabei in seinen Jähzorn hinein. Das eine Mal hat er dann in seiner Wut einen Küchenstuhl, innerhalb von Sekunden zu ofenfertigen Stücken zerschlagen. Das andere Mal schlug er mit der Faust gegen das Innere vom Türfutter, sodass es die Nagelköpfe herausgedrückt hat. Beide Male hat er sich dabei selbst verletzt, ohne auf den Schmerz auch nur zu reagieren und ist dann gegangen, um herunterzukommen.
Bei weiteren Ereignissen dieser Art bin ich dann immer gleich auf ihn eingegangen, was nie zu Problemen geführt hat.
Hättest du ihm gesagt was dich beschäftigt, wäre er liebevoll auf dich eingegangen, so fühlt er sich schuldig und weiß nicht, wie er damit umgehen soll.
Jetzt braucht er ein paar Minuten und wird dann reumütig zurückkommen. Sag ihm, was los ist und du wirst sehen, alles wird wieder gut. Wenn du das denn überhaupt noch willst, nachdem du ihn so erlebt hast.“
Sandra überlegte einen Moment, blickte mich an und küsste mich zärtlich. Zum ersten Mal war die Initiative von ihr ausgegangen und die nachfolgenden Worte unterstrichen diese Geste noch:
„Ja, ich will. Ich habe gerade einen Crashkurs bekommen, der mir zeigt, wie wenig ich ihn, euch bisher kenne. Es hat mich kurz schockiert, aber es ändert nichts an meiner Liebe zu ihm und … zu dir.“
Sie musste mein freudiges Erstaunen bemerkt haben, denn Sandra setzte lächelnd hinzu:
„Ja, ich fühle mich auch zu dir hingezogen. Aber das alles ist so neu, so unbekannt, dass in meinem Kopf nur noch ein wirres Chaos herrscht.“

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