Jana und die traurige Lenka

Geschichten vom Anfang der Sinnlichkeit

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Jana und die traurige Lenka

Jana und die traurige Lenka

Stayhungry

Dann werde sie heiraten und drei wunderschöne Kinder bekommen von einem Mann, der sie liebt.

Nun war auch er traurig angesichts der Träume und Sehnsüchte und offenkundigen Unwahrheiten dieser melancholischen jungen Frau, die in Kürze von dem nächsten Mann bestiegen werden würde und auch diesem die Illusion vermitteln musste, es sei wunderbar, was er an ihr tat. Fest zog er sie an sich und sie umschlang ihn. Dann richtete sie sich auf, sah ihm tief in die Augen und küsste ihn. Das war, wie er gehört hatte, eigentlich ein Tabu im Gewerbe. Doch in diesem Moment waren sie in innigster Nähe verbunden, ohne dass er auch nur ein Wort gesagt hatte. Diesem Augenblick angemessen wäre einzig gewesen, sich noch einmal in zärtlichem Begehren frei von jedem wilden Gefühl der Erregung zu lieben. Doch es war Zeit zu gehen. Lenka machte die Musik im Hintergrund lauter. Joe Bonamassa spielte sich in einem göttlichen Gitarrensolo die Seele aus dem Leib in Jimmy Barnes .Stone Cold", dem kongenialen Soundtrack zu Lenka's traurigerm Leben. Magst wiederkommen zum Fickän? Ja, sagte er, und dieses Mal kam es aufrichtig von Herzen. Lenka schenkte ihm den Hauch eines Lächelns, als sie die Tür schloss.

*

Dieses Lächeln ließ ihn nicht mehr los. Die Erinnerung an Jana war längst verblasst. Sie hatte fröhlich und routiniert mit ihm gespielt, seine Begierde gekonnt bedient und damit einen guten Job gemacht, der letztlich mit ihm als Person nicht das Geringste zu tun hatte. Für Lenka hingegen schien es schwer in diesen Umständen ihres Leben Freude zu empfinden und ihr ferner Traum von einem normalen, einfachen, glücklichen Leben hatte keine Strahlkraft, er war nur ein Hoffnungsschimmer am Horizont, weit, weit weg, ein einziger Rettungsanker, der sie durchhalten ließ ohne ihr wirklich Kraft zu geben. Dennoch hatte sie ihm in all ihrer Traurigkeit ehrlich Gutes getan, sich eingefühlt, ohne dass er es ihr irgendwie hätte gleichtun können. Diese schönen Momente danach, als sie sich an ihn geschmiegt und ihn ihr nahe hatte sein lassen, waren einzigartig. Für wenige Augenblicke waren sie einander nah und hatten sich in der Seele berührt. Er konnte an nichts anderes mehr denken als an sie. Und allen anfänglichen Schwüren zum Trotz von diesem neuen Laster zu lassen, waren bedeutungslos. Er musste sie wiedersehen und dies Mal wäre alles anders. Was wie werden sollte, wusste er nicht. Er wusste nur, er wollte sie wieder sehen, spüren, berühren.

Als er zum online eingetragenen Termin klingelte, öffnete eine ihm unbekannte junge Frau mit langen schwarzen Haaren. Lenka ist nicht da, sagte sie teilnahmslos. Und sie kommt auch nicht wieder. Magst trotzdem hereinkommen? Ich bin Milena. Ich mache es dir gut.

Ja, log er betrübt und trat ein.

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