Jana und die traurige Lenka

Geschichten vom Anfang der Sinnlichkeit

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Jana und die traurige Lenka

Jana und die traurige Lenka

Stayhungry

Sein Weg mit dem Fahrrad von der Arbeit nach Hause führte ihn durch das Industriegebiet. Im Obergeschoss eines dieser schmucklosen Zweckbauten befand sich ein Etablissement, auf dessen Balkon zur Straße hin stets Dessous auf Wäscheständern hingen und an lauschigen Abenden gelegentlich die Damen selbst die Sonne genossen. Seit ein paar Wochen etwa sah er dort ab und zu eine junge Frau mit langen braunen Haaren. Als sie seinen interessierten Blick bemerkte, winkte sie fröhlich und verfolgte seinen irritierten Abzug vergnügt. Natürlich war der Balkon meist unbesetzt, da die Zeit nach Arbeitsschluss ja erste Stoßzeit war in jeder Hinsicht. Aber immer wieder einmal erhaschte er einen Blick auf diese junge Schönheit mit den noch aus der Distanz einer Straßenbreite erkennbaren großen, dunklen Augen. Sie lächelte, winkte und forderte ihn bald auch mit einer Geste auf, hereinzukommen. Er wandte seinen Blick beschämt ab und fühlte sich wie ein kleiner Junge, der beim Spannen erwischt worden war. War ja auch irgendwie so.

Eines frühen Morgens, unerkannt, hatte er schließlich schon am Türschild die Öffnungszeiten erkundet und dabei erfahren, dass heute alles auch im Netz zu klären ist. Nach Besuch der Website konnte er der einladenden Versuchung nur zwei Tage oder genauer Nächte mit heftigen Phantasien und ausgiebiger Selbsthilfe widerstehen, dann buchte er online einen Termin mit Jana, der Schönheit vom Balkon.

Die lockende Sirene hatte ihn gefangen.

*

Nie hätte er gedacht, dass er einst seine ehernen Vorsätze über Bord werfen würde, sich vom Gewerbe mit Menschenhandel, Versklavung und Missachtung der Menschenwürde fernzuhalten. Er beruhigte sich damit, dass er ja nicht ficken, nur einiges gerne genau und leibhaftig sehen und riechen wolle, eine richtige Frau eben, die sich nicht lange zierte bei ein paar harmlosen, jungenhaften Wünschen. In seinem Inneren brodelte es, nach allem gierte er und traute sich nicht.

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