Jazzdance-Politesse

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Jazzdance-Politesse

Jazzdance-Politesse

A. David

„Ich kann dich nicht leiden.“

„Oh, das haben noch nicht viele Männer zu mir gesagt.“

Cora saß auf dem Beifahrersitz meines Wagens. Sie war nicht irritiert oder beleidigt, sie wirkte eher belustigt. Und es war genau diese Arroganz, die mich auf die Palme brachte.

Cora ging seit einiger Zeit zu der Jazzdance-Gruppe, die meine Frau jeden Samstag leitete. Über Bekannte war Cora darauf aufmerksam geworden und fragte, ob sie mitmachen durfte.

Wenn ich nichts Besseres vorhatte, begleitete ich meine Frau und half ihr, die Anlage zu tragen. Die Gruppe traf sich in einer Sporthalle, die am Wochenende für Vereine und Gruppen geöffnet war. Den Jazzdancern hatte man ein bestimmtes Zeitfenster zugeteilt, vor und nach ihnen nutzten Anhänger von Aerobic, Zumba, Pilates oder Schwertkampf die Halle.

Vor ein paar Wochen stellte meine Frau mir Cora vor. Sie war Ende 30, mittellange schwarze Haare, Superfigur, perfekt geschminkt. Schönes Gesicht. Sie sagte kurz Hallo zu mir, weiter beachtete sie mich nicht. Ich sah ihr unauffällig zu. Sie konnte sich gut bewegen, hatte Rhythmus. Sie trug eine enge Jeans, die ihren Hintern richtig gut zur Geltung brachte. Sie wusste sich in Szene zu setzen.

Ich tanzte natürlich nicht mit. Wenn ich die Anlage in die Halle gebracht und kurz die Mädels begrüßt hatte, fuhr ich meistens zu einem nahe gelegenen Cafe, trank einen Espresso und gönnte mir ein kleines Stück Kuchen. Als ich wieder an der Turnhalle ankam, war die dreiviertel Stunde fast zu Ende. Meine Frau empfing mich.

„Kannst du mir einen Riesengefallen tun? Biggi hat gefragt ob ich mit ihr mitkomme, sie braucht Hilfe beim Nähen eines Vorhangs. Und sie braucht den für morgen. Ich fahre bei ihr mit und sie bringt mich nach Hause. Ich hatte Cora zugesagt, sie mitzunehmen. Könntest du sie nach Hause bringen? Danke, du bist ein Schatz.“ Ehe ich antworten konnte, war sie weg. Und die anderen auch. Und ich stand mit Cora allein in der Halle.

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